Pneumologie 2011; 65(11): 653
DOI: 10.1055/s-0030-1257057
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Neue Empfehlungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose

New Recommendations for Contact Tracing in TuberculosisR.  Diel, R.  Loddenkemper, T.  Bauer
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Publication Date:
14 November 2011 (online)

Pneumologie 2011; 65: 359 – 378

Sehr geehrter Herr Kollege Herr Mülleneisen,

die neuen Empfehlungen des DZK wurden primär für den Öffentlichen Gesundheitsdienst erarbeitet, um angesichts der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage, die zumindest für Erwachsene beim Screening auf das Vorliegen einer latenten Tuberkuloseinfektion eine Überlegenheit der IGRAs gegenüber dem Mantoux-Test nahelegt, unnötige und kostenträchtige Folgeuntersuchungen von Kontaktpersonen zu vermeiden. Bereits in den „alten“ DZK-Empfehlungen aus dem Jahre 2007 waren IGRAs daher aufgrund ihrer höheren Spezifität als Betätigungstest eines positiven Tuberkulinhauttests vorgesehen. Dementsprechend hat die KBV für die IGRAs die von Ihnen erwähnte, eigene EBM-Ziffer Nr. 32670 mit Wirkung zum 1. Januar 2011 eingeführt.

Gleichzeitig hat die KBV, was Ihre Verärgerung mehr als begründet erscheinen lässt, aber de facto niedergelassenen Pneumologen das Recht abgesprochen, auf eigene Veranlassung Umgebungsuntersuchungen durchzuführen, indem es für Umgebungsuntersuchungen explizit einen Vergütungsanspruch für IGRAs zu Lasten der GKV untersagt hat. Dem DZK war stets bewusst, dass niedergelassene Kollegen/-innen nicht selten auch in Umgebungsuntersuchungen eingebunden sind. Wir haben uns daher in der zuständigen Arbeitsgruppe Labor der KBV seinerzeit – leider erfolglos – nicht nur für eine entsprechende Vergütungsmöglichkeit von IGRAs im Rahmen der aktiven Tuberkulosediagnostik, sondern auch für Umgebungsuntersuchungen durch Niedergelassene eingesetzt.

Da es natürlich keine Option darstellt, den niedergelassenen Kollegen/-innen in ihrer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst ein durch die „Kassenlage“ der KBV bestimmtes Vorgehen aufoktroyieren zu wollen, versuchen viele Gesundheitsämter dieses durch die KBV entstandene Dilemma zu lösen, indem sie die Kosten des jeweils verarbeitenden Labors für die IGRA-Testungen erstatten. Falls das trotz der Übernahmeverpflichtung nicht möglich sein sollte, weil einzelne Gesundheitsämter den alten wie neuen DZK-Empfehlungen selbst nicht folgen, empfehlen wir, als Alternative zu den IGRAs den bewährten und weiterhin abrechenbaren Mantoux-Test als Screeningoption durchzuführen. Wir werden uns aber weiterhin gemeinsam mit dem Bundesverband der Pneumologen dafür einsetzen, der KBV die dargestellte Problematik zu verdeutlichen und künftig eine Abrechenbarkeit der IGRAs auch für Umgebungsuntersuchungen durch Niedergelassene aufgrund deren erheblichen Relevanz in der alltäglichen Praxis zu ermöglichen.

Mit freundlichem Gruß

PD Dr. Roland Diel

Prof. Dr. Robert Loddenkemper

Prof. Dr. Torsten Bauer

Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) 

Stralauer Platz 34
10243 Berlin

Email: info@dzk-tuberkulose.de

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