Neuroradiologie Scan 2011; 1(1): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1256904
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wang J, You H, J-F Liu et al. Association of olfactory bulb volume and olfactory sulcus depth with olfactory function in patients with Parkinson Disease. AJNR Am J Neuroradiol 2011; 32: 677 – 681

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Oktober 2011 (online)

Morbus Parkinson: Wie hängen Riechstörungen und MRT-Veränderungen zusammen?

Der Verlust dopaminerger Neuronen im vorderen Nucleus olfactorius führt zu Riechstörungen. Eine chinesische Arbeitsgruppe hat die Sulci und Bulbi olfactorii vermessen und mit den funktionellen Ergebnissen korreliert.

Rigor – Tremor – Akinese: Die klassische Trias mit den charakteristischen Zeichen des Morbus Parkinson muss längst um das Symptom „Riechstörungen“ erweitert werden. Nach Rigidität und Akinese tritt es ebenso häufig auf wie ein Ruhetremor. Frühere MRT-Studien zeigten keine bedeutsamen Unterschiede zwischen dem Bulbusvolumen von Patienten und Gesunden. Die Ergebnisse von Wang et al. sprechen jetzt für einen Zusammenhang zwischen der funktionellen Störung und dem Bulbusvolumen, aber nicht mit der Sulcustiefe.

29 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren (15 Frauen) und 29 gesunde Kontrollen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren nahmen an der Untersuchung der Universität Peking teil. Zunächst erfolgte ein Riechtest (Japanese T&T olfactometer test kit). 5 Gerüche wurden in 8 Intensitätsstufen präsentiert und die erste Wahrnehmung sowie die Identifikation festgehalten. Die Volumen- und Tiefenmessungen in der MRT erfolgten durch einen erfahrenen Radiologen in Unkenntnis der Patientengeschichte. Für die Beziehung zwischen der Riechfunktion, dem Volumen des Bulbus olfactorius und der Sulcustiefe errechneten die Autoren die Pearson-Korrelationskoeffizienten (Signifikanzniveau bei p < 0,05).

Im Riechtest lagen die Schwellenwerte für die Patienten im Vergleich mit den Kontrollen deutlich höher (3,82 vs. 0,45; p < 0,0001). In der MRT variierte das Bulbusvolumen zwischen 26 und 90 mm3. Bei Morbus Parkinson waren die Durchschnittswerte relevant vermindert (37,3 vs. 44,87 mm3; p < 0,1). Die Sulcustiefe betrug durchschnittlich 8,9 mm im Vergleich zu 9,67 mm bei den Kontrollen (p < 0,05). Für das Bulbusvolumen und die Riechfunktion bestanden sowohl bei Patienten, aber auch bei Kontrollen positive Korrelationen (r = -0,448/p < 0,0001 und r = – 0,420/p < 0,05). Die Olfaktometrie und die Sulcustiefe standen in beiden Gruppen nicht in eindeutigem Zusammenhang (p = 0,81 und p = 0,61).

aut den Autoren sind frühe Riechstörungen bei Parkinson-Patienten Zeichen der Bulbusatrophie. Im Bild zu sehen: Schrittmacher zur Tiefenhirn-Stimulation (Bild: Thieme Verlagsgruppe, Markus Niethammer).

Fazit
Nach Meinung der Autoren ermöglichen die Ergebnisse eine weitere Differenzierung der pathophysiologischen Abläufe bei Morbus Parkinson. Frühe Riechstörungen seien offenbar nicht Konsequenz einer Schädigung des Sulcus olfactorius, sondern vielmehr Zeichen der Bulbusatrophie. Die MRT-Beurteilung des olfaktorischen Systems könnte Hinweise auf das Erkrankungsstadium geben und therapeutische Entscheidungen beeinflussen.

Dr. Susanne Krome, Melle