Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P54
DOI: 10.1055/s-0030-1254970

Expression von Androgenrezeptoren bei Mammakarzinomen von Patientinnen nach BRCA1- und BRCA2-Mutations-Testung

G Pristauz 1, E Petru 1, E Stacher 2, JB Geigl 3, T Schwarzbraun 3, O Tsybrovvskyy 2, R Winter 1, F Moinfar 2
  • 1Medizinische Universität Graz – Klinische Abteilung f. Gynäkologie, Univ. Frauenklinik Graz
  • 2Medizinische Universität Graz – Univ. Klinik f. Pathologie
  • 3Medizinische Universität Graz – Institut f. Humangenetik

Einleitung: Bis zu 40% der genetisch bedingten Mammakarzinome sind durch eine Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 bedingt. Die Therapie des vererbbaren Brustkrebses gleicht der Therapie des sporadischen Brustkrebses. Die Evaluierung des Östrogenrezeptors (ER), Progesteronrezeptors (PR) und die Bestimmung des Her2/neu-Rezeptors wurde zum Standard der zielgerichteten Therapie an diesen Rezeptoren. Androgenrezeptoren (AR) zeigen sich zu 60–90% im sporadischen Brustkrebs exprimiert, jedoch existieren kaum Daten über die Androgenrezeptorexpression in BRCA1- oder BRCA2-positiven Mammakarzinomen. In der vorliegenden Studie wurde die Immunexpression von ER, PR und AR sowie des Her2/neu-Rezeptors (Überexpression oder Genamplifikation mittels FISH) bei BRCA1/2-positiven und negativen Mammakarzinomen evaluiert. Methode: Zwischen Jänner 2006 und Mai 2009 wurden 245 Frauen mit Brustkrebs oder familiärer Brustkrebsbelastung in der Gynäkologischen Genetiksprechstunde der Universitätsfrauenklinik Graz beraten. 147 Frauen, welche die Einschlusskriterien erfüllten, wurden hinsichtlich einer Mutation im BRCA1-und BRCA2-Gen untersucht. 135 Mammakarzinome dieser getesteten Patientinnen wurden analysiert. Sämtliche Paraffinschnitte wurden immunhistochemisch auf deren ER-, PR-, AR- und Her2/neu-Rezeptorstatus untersucht. Das Screening bezüglich BRCA1- und BRCA2-Mutationen erfolgte mittels direkter Sequenzierung aller codierenden Bereiche der Gene BRCA1 und BRCA2 einschließlich der angrenzenden intronischen Sequenzen. Zusätzlich erfolgte eine MLPA Untersuchung. Ergebnisse: Von den 135 Mammakarzinomen waren 43 (32%) BRCA1-bedingt, 18 (13%) waren BRCA2-bedingt und 74 (55%) waren BRCA1/2 negativ. 72% der BRCA1-positiven, 22% der BRCA2-positiven und 12% der BRCA1/2-negativen Tumore waren triple- (ER, PR, Her2neu) negativ. 84% der BRCA1-bedingten Karzinome waren high grade (G3) Tumore. AR waren bei 30% (13/43) der BRCA1-positiven, 78% (14/18) der BRCA2-positiven Tumore, und 76% (56/74) der BRCA1/2-negativen Karzinome exprimiert. 21% der ER-negativen BRCA1-positiven Karzinome zeigten eine positive Androgenrezeptorexpression. Schlussfolgerung: Ungefähr eine von fünf Patientinnen mit BRCA1-positivem Brustkrebs exprimiert AR bei negativen ER und PR. Zielgerichtete Therapien, die den Androgenrezeptor modulieren, könnten eine zusätzliche Therapieoption für diese high-risk Patientinnen darstellen.