Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P33
DOI: 10.1055/s-0030-1254949

Neonatales Outcome des zweiten Geminus in Abhängigkeit vom Entbindungsintervall

S Schneuber 1, V Bjelic-Radisic 1, D Schlembach 1, A Giuliani 1, U Lang 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz

Fragestellung: Geminigraviditäten (GG) sind mit erhöhter perinataler Morbidität und Mortalität assoziiert. Insbesondere die Morbidität des zweiten Geminus ist aufgrund von intrapartaler Hypoxie von besonderem Interesse. Der Einfluss des Entbindungsintervalls (EI) auf das neonatale Outcome wird kontrovers diskutiert. Während zahlreiche Studien belegen, dass das Risiko einer fetalen Azidose des zweiten Zwillings mit zunehmendem EI steigt und dass daher das EI möglichst kurz zu halten ist, maßen wiederum andere Studien dem EI geringere Bedeutung bei. In unserer retrospektiven Analyse untersuchten wir das neonatale Outcome des 2. Geminus abhängig vom EI zwischen 1. und 2. Geminus. Weiters versuchten wir festzustellen, ob es einen Cut-off-Wert gibt, ab welchem EI es zu einer signifikant erhöhten Morbidität des 2. Geminus kommt. Methodik: Im Zeitraum von 1993 bis 2002 wurden insgesamt 300 GG mit einem Gestationsalter von mehr als 34+0 Schwangerschaftswochen an der Frauenklinik Graz entbunden. GG, bei welcher Geminus 1 und 2 per Sectionem entbunden wurden, wurden exkludiert. Insgesamt 207 GG mit abgeschlossener 34. Schwangerschaftswoche ohne antenatale Komplikationen wurden in die Studie eingeschlossen. Wir unterteilten die Studienpopulation in 2 Gruppen: In Gruppe A wurden unkomplizierte Geburten inkludiert, bei welcher Geminus 1 und 2 spontan aus Schädellage entbunden wurden. In Gruppe B wurden jene GG eingeschlossen, welche mittels Sectio des 2. Geminus, Forceps, Vacuumextraktion oder Manualhilfe entbunden wurden. Wir untersuchten die Korrelation des Entbindungsintervalls zum fetalen Outcome. (arterieller und venöser Nabelschnur-pH, Apgar-Score 1,5 und 10 des 2. Geminus). Ergebnisse: Das mittlere Gestationsalter lag bei 37,49 (Range 35–42), das mediane Entbindungsintervall betrug in Gruppe A 13,0 Min (Range 0–173), in Gruppe B 10,0 Min (Range 0–76). Es fand sich in beiden Gruppen keine signifikante Korrelation zwischen dem EI und dem arteriellen und venösen Nabelschnur pH-Wert des 2. Geminus. Der Apgar1-Score sank tendenziell mit steigendem El, während bei Apgar 5 und 10 keine signifikante Korrelation festgestellt werden konnte. Schlussfolgerung: Es fand sich kein Zusammenhang zwischen der Morbidität des zweiten Geminus und dem EI. Unsere Daten zeigen, dass bei unauffälligem Kardiotokogramm des 2. Geminus durchaus ein exspektatives Management gerechtfertigt ist.