Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P28
DOI: 10.1055/s-0030-1254944

Motive für den Wunsch nach einer electiven Sectio ohne medizinische Indikation

B Reiter 1, G Windbichler 1
  • 1Medizinische Universität Innsbruck, Univ. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, 6020 Innsbruck, Anichstrasse 35

Fragestellung: Es sollten die Motive von Frauen ermitteln werden, die sich eine elective Sectio ohne medizinische Indikation wünschten. Methodik: Es wurde ein strukturierter Fragebogen erstellt, mit dessen Hilfe retrospektiv alle Frauen telefonisch befragt wurden, die vom Januar 2003 bis März 2006 an der Univ. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Med. Universität Innsbruck auf Wunsch und ohne medizinische Indikation per Sectionem entbunden wurden. Ein Motiv wurde als sehr stark, stark, mittel, gering oder nicht vorhanden eingestuft. Ergebnisse: Von 143 Patientinnen waren 28 nicht erreichbar, 23 lehnten die Befragung ab und eine sprachliche Verständigung scheiterte bei 5 Frauen. Somit verblieben 86 Teilnehmerinnen. 25 (30%) waren Primiparae und 61 (70%) Multiparae, von denen 30 eine vorherige Sectio und 31 eine oder mehrere vorherige vaginale Geburten aufwiesen. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Fauen, die im selben Zeitraum an unserer Institution geboren haben, waren Frauen mit einer Sectio auf Wunsch älter (im Median 33 vs. 30 Jahre), hatten seltener einen Migrationshintergrund und waren beruflich besser qualifiziert.

45% gaben an, vom betreuenden Frauenarzt in ihrer Entscheidung beeinflusst worden zu sein (jew. mittlerer bis sehr starker Einfluss), 32% vom Partner, Bekannte und Medien hatten jedoch nur einen geringen Einfluss (<10%). Häufig wurde die Angst vor kindlichen Komplikationen genannt (76%) und die Sectio diesbezüglich als sicherer beurteilt. Die Angst vor Schmerzen und Geburtsverletzungen wurde in 45% bzw. 39% angegeben. Eine geringere Rolle spielte die Angst vor späterer Inkontinenz (22%), sowie der Kontrollverlust unter der Geburt (21%). Die bessere Planbarkeit der Geburt mittels Sectio stellte für 31% ein Motiv dar. 34 von 61 Multiparae (56%) nannten eine frühere negative Geburtserfahrung als starkes bis sehr starkes Motiv. 14 Frauen haben mittlerweile nochmals geboren, in allen Fällen mittels neuerlicher Sectio. Schlussfolgerung: Das am häufigsten genannte Motiv für eine „Wunschsectio“ war die Angst vor kindlichen Komplikationen bei einer vaginalen Geburt, erst in zweiter Linie kam die Angst vor der Geburt zum Tragen, wobei auch dem betreuende Arzt ein wesentlicher Einfluss auf die Entscheidung zukommt. Bei Multiparae steht eine negative frühere Geburtserfahrung im Vordergrund.