Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P25
DOI: 10.1055/s-0030-1254941

3 Fälle von Blindheit im Zusammenhang mit Schwangerschaft

I Mutz-Dehbalaie 1, A Ramoni 1, B Firulovic 1, C Brezinka 1
  • 1Universitätsklinik Innsbruck; Department für Gynäkologie und Geburtshilfe, Anichstr 35; 6020 Innsbruck

Fragestellung: Welche Differenzialdiagnosen müssen bei akut auftretender Amaurose sowohl prä-als auch postpartal in Erwägung gezogen werden? Methodik: Fallserie.

Ergebnisse: 19-jährige Primipara II. Gravida, wurde bei pathologischem CTG nach Sturz mittelts primärer Sectio in der 32+6. SSW von einem gesunden Mädchen entbunden. Am 2. postoperativen Tag kam es zu einer vollständigen Amaurose, die primär aufgrund einer psychiatrischen Vorerkrankung als dissoziative Amaurose fehlgedeutet wurde. Am Folgetag kam es zu einem eklamptischen Anfall. Im MR posteriore Enzephalopathie. 33-jährige II. Para III. Gravida wurde in der 32+1. SSW mittels Notsectio entbunden bei eklamptischen Anfall, dem plötzliche vollständige Erblindung vorausgegangen war. Im postop. CCT keine Auffälligkeiten dargestellt. Nach intubierter Nacht auf Intensivstation Visuserholung am Folgetag. 24-jährige Primipara, III. Gravida wurde mittels Spontanpartus in der 40+2. SSW problemlos entbunden. Bei postpartal aufgetretener Amaurose li wird mittels MR der V.a. ein Hypophysenadenom gestellt. Am 3. postpartalen Tag wird der Tumor transphenoidal exzidiert. Histologisch wurde eine lymphozytäre Hypophysitis diagnostiziert, ein seltenes mit der Schwangerschaft verbundenes Krankheitsbild. Bei der Patientin besteht seither eine substitutionsbedürftige komplette Hypophyseninsuffizienz. Bei allen drei Patientinnen hat sich der Visus weitgehend normalisiert bei bis zu diesem Zeitpunkt teilweise noch bestehenden Gesichtfelddefekten. Schlussfolgerung: 2 unterschiedliche Kausalitäten für mit Schwangerschaft in Zusammenhang stehender Blindheit zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterstreichen die Schwierigkeiten der Differenzialdiagnose in dieser Situation, die oft von rascher Entscheidungsfindung geprägt sein muss. Das diagnostische Mittel der Wahl stellt das MRI dar, das baldestmöglich durchgeführt werden sollte. Posteriore Leukenzephalopathie kann mittels CT nicht dargestellt werden.