Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P23
DOI: 10.1055/s-0030-1254939

Die Teenager-Schwangerschaft und -Geburt: ein medizinischer und psychosozialer Notfall?

B Maier 1, G Maierhofer 1, M Gattinger 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe PMU/SALK, Salzburg

Fragestellung: Wie verlaufen Teenager-Schwangerschaften und -Geburten in medizinischer und psychosozialer Hinsicht – mit welchen Interdependenzen? Methodik: Retrospektive Analyse von 171 Teenager-Schwangerschaften (15–17Jahre) (0,773% von insges. 22.114 Geburten an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe von 2000–2009) in Hinblick auf Schwangerschaftsfeststellung, -begleitung, Geburt und psychosoziale Betreuung (54=31,58%). Ergebnisse: 171 Teenager-Schwangerschaften (n=100), 12 FG=7,02% (4=2,33% <30 SSW), 3 IUFT/Totgeburt=1,75%, 2 Anonyme Geburten. Aus dem Cluster der 15-Jährigen (19Mädchen=11,11%) haben 15 spontan (1 Hausgeburt)/6 mit PDA (31,58%) und 4 mittels Sectio=21,1% (1 Wunschsectio, 1EPH-Gestose, 1Gastroschisis, 1 x Steißteratom, 1 x partielle Plazentalösung) entbunden. Die Schwangerschaftsfeststellung erfolgte bei 3 (15,79%) später als in der 20. SSW. Aus dem Cluster der 16-Jährigen (30Mädchen=17,54%) haben 29 spontan/10 mit PDA (33,33%), 2 mit VE und ein Mädchen mit einer primären Sectio (3,33%) in der 28. SSW entbunden. Die Schwangerschaftsfeststellung erfolgte bei 9 (30%) später als in der 20. SSW. Aus dem Cluster der 17-Jährigen (118Mädchen=69%): haben 81 spontan (1x Gemini spontan, 13 mit VE, 1 Anonyme Geburt, 2 IUFT/1Totgeburt)/36 mit PDA (30,5%) und 21 mittels Sectio (17,8%: 14 sekundär, 7 primär, davon 2 Wunschsectiones, 1 Anonyme Geburt) entbunden.

Die Schwangerschaftsfeststellung erfolgte bei 24Mädchen (20,33%) später als in der 20. SSW. Die späte Schwangerschaftsfeststellung ist Resultat von Verdrängung (Verheimlichung) einer Schwangerschaft von Mädchen wie Gynäkolog/innen, Ärzt/innen für Allgemeinmedizin und Kinderärzt/innen. Letztere rechnen nicht mit einer „hidden agenda“, wenn Mädchen Symptome wie Unterbauchschmerz, Übelkeit, Gewichtszunahme, Zyklusstörungen präsentieren, aber implizit danach fragen, ob sie schwanger sind. Eine späte Schwangerschaftsfeststellung ist mit medizinischen wie psychosozialen Gefährdungen verbunden, da sie eine medizinische Begleitung der Schwangerschaft wie eine Vorbereitung der Geburt und den Aufbau psychosozialen Supports verhindert.

Compliance-Verbesserungen bei der Geburt sind vor allem durch die PDA und weniger durch den Geburtsmodus bestimmt, ebenso durch eine psychosoziale Begleitung in der Schwangerschaft/Geburt. Schlussfolgerung: Das jugendliche Alter ist ein geburtshilflicher Risikofaktor – psychosoziale Confounding Faktoren sind zu minimieren, das soziale Netz auf Support-Tauglichkeit zu überprüfen, um jungen Müttern und ihren Kindern beste Startmöglichkeiten zu geben.