Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - P20
DOI: 10.1055/s-0030-1254936

Ätiologie und Outcome von Nierenversagen bei intensivpflichtigen Geburtshilfepatientinnen

A Lenz-Gebhart 1, Y Bader 1, R Lehner 1
  • 1Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Klin. Abt. für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien

Fragestellung: Nierenversagen stellt eine seltene aber schwerwiegende Komplikation in Schwangerschaft und Wochenbett dar. Ziel dieser Fallserie ist die Beschreibung der Ätiologie, notwendiger medizinischer Interventionen sowie des Outcomes im Falle eines Nierenversagens in der Schwangerschaft oder unmittelbar post partum. Methodik: Fallserie. Ein Chart-Review der geburtshilflichen und intensivmedizinischen Krankengeschichten aller Patientinnen mit Nierenversagen, die ab dem 2. Trimenon bis 6 Wochen postpartum zwischen 1.1.1996 und 31.12.2008 auf eine Intensivstation der Wiener Universitätskliniken transferiert wurden, wurde durchgeführt. Nierenversagen wurde nach Mantel et al. (1998) als Oligurie von <400ml/24h ohne Ansprechen auf i.v. Rehydrierung, Lasix- oder Dopaminbedarf sowie Serumkreatinin >400mmol/l oder Harnstoff >15mmol/l definiert. Ergebnisse: Innerhalb des Beobachtungszeitraumes wurden 230 geburtshilfliche Patientinnen auf eine Intensivstation transferiert, wobei bei 20 Patientinnen (8,7%) ein Nierenversagen diagnostiziert wurde. Bei vier dieser Patientinnen (20%) konnte eine bereits vor der Schwangerschaft bestehende Nierenerkrankung anamnestsich erhoben werden. In je 6 Fällen (30%) kam es im Rahmen einer schweren Präeklampsie oder eines septischen Geschehens zu einem Nierenversagen. Massiver Blutverlust war in zwei Fällen (10%) ursächlich. Bei je einer Patientin (5%) trat das Nierenversagen im Rahmen einer schweren Bulemie und nach Reanimation auf. 90% der Patientinnen mussten sich einer Hämodialyse unterziehen. Bei 65% der Patientinnen bestand ein Katecholaminbedarf. In Folge des Nierenversagens wurde bei 4 Patientinnen (20%) eine Nierentransplantation durchgeführt. Drei der 20 Patientinnen verstarben. Schlussfolgerung: Mit einer Mortalitätsrate von 15% stellt Nierenversagen in Schwangerschaft und Wochenbett eine äußerst schwerwiegende Komplikation dar. Eine bereits bestehende Nierenerkrankung kann im Rahmen einer Schwangerschaft beträchtlich aggraviert werden. Daher sollte jede Schwangerschaft bei bekannter Nephropathie als Risikoschwangerschaft eingestuft und an einem tertiären Zentrum betreut werden. Eine enge Kooperation zwischen Nephrologie, Anästhesie und Geburtshilfe stellt gemeinsam mit einer entsprechenden Infrastruktur die Voraussetzung für die Versorgung dieses Patientenkollektivs dar.