Z Gastroenterol 2010; 48 - P44
DOI: 10.1055/s-0030-1254652

Stellenwert der Videokapselendoskopie bei der Diagnostik eines unklaren Dünndarmsubileus

P Adelsgruber 1, F Hietler 1, D Hubner 1
  • 1Klinikum Wels-Grieskirchen, Abteilungen für Chirurgie III und Interne I

Einleitung: Die Kapselendoskopie ermöglicht eine diagnostische, nicht invasive Endoskopie des Dünndarmes und weist beim selektionierten Patientengut eine hohe diagnostische Ausbeute inbesonders bei unklarerer intestinaler Blutung auf. Zur Diagnostik unklarer Passagestörungen mit Kapselretention existieren bisher nur Einzelfallberichte [1]– Kapselretentionen werden bei weniger als 0,5% der Untersuchungen beschrieben [2]Methodik: Fallbericht eines Patienten mit rezidivierenden postprandialen Beschwerden nach Cholezystektomie und unklarer Subileussymptomatik. Zusammenfassung: Der Patient F. K. geb. 1935 wurde aufgrund von abdominellen Koliken und sonographisch gesicherter Cholecystolithiasis bei unauffälligen Cholestaseparametern im August 2009 laparaskopisch cholecystektomiert – intraoperativ konnte bereits eine beginnende Dünndarmdistension festgestellt werden. Die Magen-Darmpassageröntgenuntersuchung mit wasserlöslichem Kontrastmittel zeigte eine pathologisch verlängerte Passagezeit ohne Stenosierung und wurde radiologisch als mechanischer Subileus gedeutet. Die Koloskopie war durch den erfahrenen Facharzt bis zur rechten Flexur möglich, eine ergänzende Doppelkontrastuntersuchung des Dickdarmes ergab keinen Hinweis für Stenosierung bis ins Cöcum. Die Gastroskopie ergab bis auf eine Soorösophagitis keinen pathologischen Befund. Fortbestehende postprandiale Schmerzen im rechten Oberbauch führten zur diagnostischen Laparaskopie – diese verblieb ohne pathologisches Korrelat insbesonders in Hinblick auf intestinale Briden oder Adhäsionen und ohne sichtbare Dünndarmdilatation. Nach ergänzend durchgeführter negativer Zöliakiediagnostik, negativem H2-Atemtest auf Fructose und Lactose wurde schließlich im Februar 2010 die Kapselendoskopie durchgeführt – diese konnte nach neun Stunden das Cöcum nicht überwinden – bis dahin war außer eine einzelne Aphte im Ileum keine Auffälligkeit gegeben. Nach vierwöchiger, radiologisch gesicherter Kapselretention in Projektion auf das terminale Ileum und fortbestehender Beschwerden wurde die chirurgische Kapselentfernung geplant – intraoperativ konnte die Kapsel im terminalen Ileum lokalisiert werden – eine derbe, tumoröse, intraluminale Raumforderung war im Bereich der Bauhinschen Klappe tastbar. Der Eingriff wurde im Sinne einer rechtsseitigen Hemikolektomie erweitert und das makroskopisch subtotal stenosierende Karzinom histologisch als Grad 2 pT3NOLO klassifiziert. Der Patient war bei zufriedenstellender Rekonvaleszenz nach dem Eingriff beschwerdefrei. Diskussion: Bei unklaren Passagehindernissen des Dünndarmes wie subtotal stenosierenden Karzinomen kann die Kapselendoskopie wertvolle und zielführende diagnostische Information bringen – die mögliche Retention der Kapsel ergibt in solchen Fällen keine Kontraindikation, sondern erhärtet bei gegebenem Verdacht die Operationsindikation wie auch die bisherigen Erfahrungen mit der Videokapselendoskopie im Klinikum Wels-Grieskirchen gezeigt haben. Literatur: [1] Martinez-Ares D. et al 2004, [2] Blaha B, Gschwantler M, Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2004.