Z Gastroenterol 2010; 48 - P39
DOI: 10.1055/s-0030-1254647

Manifestationen des Juvenilen Polyposis Syndroms bei SMAD4 Mutationsträgern einer Familie

V Schwetz 1, S Uhrig 2, E Spuller 3, A Deutschmann 4, C Högenauer 1
  • 1Klin. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin
  • 2Institut für Humangenetik
  • 3Institut für Pathologie
  • 4Klin. Abteilung für allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz

Einleitung: Die Juvenile Polyposis (JP) ist ein autosomal dominant vererbtes Syndrom, das die Entstehung von multiplen hamartomatösen Polypen im gesamten Gastrointestinaltrakt hervorruft. Ursächlich sind Keinbahnmutationen dreier Gene – SMAD4, BMPR1A und ENG. Auf dem Boden von juvenilen Polypen (jP) können sich adenomatöse Dysplasien und in weiterer Folge Adenocarcinome entwickeln. Genetische Untersuchungen sowie regelmäßige gastro- sowie coloskopische Kontrollen bei bestätigtem Genträgerstatus werden empfohlen. Anhand einer SMAD4 positiven Familie (acht Betroffene) wurde die Hypothese aufgestellt, dass jP nicht nur im Magen, Dünndarm und Colon auftreten, sondern auch die Gallenblase und Gallenwege betreffen können – eine bis dato noch nicht beschriebene Manifestation. Methodik: Im Rahmen dieser prospektiven Studie wurden 8 betroffene Angehörige einer Familie mit SMAD4 Mutation auf Manifestationen der JP mittels Endoskopie und bildgebenden Verfahren untersucht und anschließend entsprechend behandelt. Ergebnisse: Von den acht betroffenen Patienten waren zwei zum Zeitpunkt der Diagnosestellung symptomatisch, sechs asymptomatisch, unabhängig vom Ausprägungsgrad der Erkrankung. Die Zeitspanne vom Auftreten der Erstsymptome bis zur Diagnosestellung betrug 6 Monate bei der Indexpatientin, respektive 3 Jahre bei ihrer Familienangehörigen. Jeder der Genträger zeigte jP im Colon, 5/8 Patienten wiesen Magenmanifestationen (jP) auf. Bei einer Patientin wurde ein Magenfrühcarcinom diagnostiziert, bei einem Patienten ein villöses Adenom mit hochgradiger intraepithelialer Neoplasie im Colon – beide waren asymptomatisch. Bei 3/8 Patienten wurden Polypen in der Gallenblase bzw. den Gallenwegen nachgewiesen und in 2/3 Fällen auch histologisch bestätigt. Diskussion: (1) Alle SMAD4-Genträger wiesen Manifestationen der JP auf – allerdings in äußerst unterschiedlicher Anzahl und Ausprägung. (2) 6/8 Patienten zeigten einen asymptomatischen Verlauf der JP. (3) Bei den zwei symptomatischen Patienten wurde die Diagnose erst 6 Monate bzw. 3 Jahre nach Symptombeginn gestellt. (4) Die JP kann auch die Gallenwege und die Gallenblase betreffen, was bisher noch nicht beschrieben wurde. Literatur: [1] Chow, E. and F. Macrae, A review of juvenile polyposis syndrome. J Gastroenterol Hepatol, 2005. 20(11): p.1634–40. [2] Merg, A. and J.R. Howe, Genetic conditions associated with intestinal juvenile polyps. Am J Med Genet C Semin Med Genet, 2004. 129C(1): p.44–55.