Z Gastroenterol 2010; 48 - P13
DOI: 10.1055/s-0030-1254621

Häufigkeit von Dieulafoy-Blutungen im Dünndarm und Erfolgsaussichten einer enteroskopischen Therapie

E Dulic-Lakovic 1, M Dulic 1, D Hubner 2, H Fuchssteiner 3, T Pachofszky 4, B Stadler 2, A Maieron 3, H Schwaighofer 5, A Püspök 6, T Haas 7, G Gahbauer 8, L Scharinger 9, P Ordubadi 1, A Holzäpfel 1 M Gschwantler 1 für die „Austrian Dieulafoy-Bleeding Study Group“
  • 1Wilhelminenspital, Wien
  • 2Klinikum Wels
  • 3A. ö. KH Elisabethinen Linz
  • 4KA Rudolfstiftung, Wien
  • 5Medizinische Universität Innsbruck
  • 6Medizinische Universität Wien
  • 7LKH Salzburg, Universitätsklinikum
  • 8KH der Barmherzigen Schwestern, Ried i. I.
  • 9A. ö. KH Oberndorf

Einleitung: Bei Dieulafoy-Läsionen handelt es sich um aberrante submukosale Arterien, die schwere gastrointestinale Blutungen verursachen können. Während Dieulafoy-Läsionen im Magen relativ häufig gefunden werden, wurden über das Vorkommen dieser Pathologie im Dünndarm bisher nur einzelne Case reports publiziert. Unserem besten Wissen nach ist dies die erste systematische Untersuchung über die Häufigkeit von Dieulafoy-Läsionen im Dünndarm und über den Erfolg einer enteroskopischen Therapie. Methodik: An der Studie waren 9 österreichische Zentren beteiligt, an denen die Doppelballon-Enteroskopie (DBE, n=6) oder die Singleballon-Enteroskopie (SBE, n=3) etabliert wurde. In die Studie wurden all jene Patienten eingeschlossen, bei welchen seit Einführung der jeweiligen Methode aufgrund des Verdachtes auf das Vorliegen einer mittleren gastrointestinalen Blutung eine DBE oder eine SBE durchgeführt wurde. Ergebnisse: Unter 395 konsekutiven Patienten, die wegen Verdacht auf Dünndarmblutung enteroskopiert wurden, wurde bei 10 (2,5%) eine Dieulafoy-Läsion als Blutungsquelle gefunden. Es handelte sich um 6 Frauen und 4Männer in einem mittleren Alter±SD von 69,7±14,9 Jahren (range: 35–82). In 9 Fällen wurde die Dieulafoy-Läsion bei einer Enteroskopie von oral gefunden, wobei die mittlere Entfernung±SD vom Pylorus 132±115cm (range: 50–400) betrug. In einem Fall wurde die Läsion bei einem analen Zugang, 150cm proximal der Valvula ileocoekalis, detektiert. Bei allen 10 Patienten konnte initial erfolgreich eine endoskopische Blutstillung durchgeführt werden. Dabei wurden folgende Techniken angewandt: Argon-Plasma-Koagulation (APC; n=3), Clips (n=3), Injektionstherapie (n=1), Injektionstherapie plus Clips (n=2), Injektionstherapie plus APC (n=1). Bei 2 Patienten kam es in weiterer Folge zu einer Rezidivblutung: Eine Patientin wurde sofort operiert, bei der anderen Patientin wurde neuerlich eine DBE durchgeführt und die Blutung mittels Clipsapplikation gestillt. Als es jedoch zu einer weiteren Rezidivblutung kam, wurde auch diese Patientin einer operativen Therapie zugeführt. Insgesamt war demnach bei 2/10 (20%) Patienten eine operative Therapie nötig, während 8/10 (80%) Patienten nach erfolgreicher endoskopischer Blutstillung nach einem mittleren Follow-up±SD von 17,1±13,7 Monaten (range: 5–49) frei von Rezidivblutungen waren. Diskussion: Dieulafoy-Blutungen im Dünndarm scheinen häufiger zu sein als bisher angenommen. Die meisten Läsionen liegen im proximalen Jejunum. Die überwiegende Mehrzahl der Fälle kann enteroskopisch erfolgreich therapiert werden. Nach erfolgreicher endoskopischer Blutstillung sind Rezidivblutungen selten.