Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P213
DOI: 10.1055/s-0030-1253941

Epidemiologische Erhebung zum Diabetes mellitus bei Patienten mit Migrationshintergrund

E Wesselman 1, PM Schumm-Draeger 2, B Gutt 2
  • 1Städtisches Klinikum München GmbH, Fachreferentin Interkulturelle Versorgung, München, Germany
  • 2Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, München, Germany

In Deutschland leben mehr als 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Vor allem ältere Migranten treffen im Gesundheitswesen auf informationsbedingte, kulturelle und kommunikative Barrieren, die zu bekannten Problemen von Unter-, Über- und Fehlversorgung bei Therapie und Pflege führen.

Das Städtische Klinikum München (StKM), einer der wichtigsten und größten Gesundheitsdienstleiter in der Landeshauptstadt München, hat die kultursensible Versorgung von Migranten als ein wichtiges Qualitätsziel festgelegt. Seit 2006 wird bei der Klinikaufnahme auf freiwilliger Basis die Nationalität aller Patienten erhoben.

Um effiziente und nachhaltige Unterstützungsangebote für diese Patientengruppen entwickeln und evaluieren zu können, wurden die gewonnenen Daten nun retrospektiv für das Kollektiv der Patienten mit Diabetes mellitus ausgewertet.

Von 2006 bis 2008 hat das StKM an 5 Standorten insgesamt über 383.300 Patienten versorgt. Davon waren 37.700 nichtdeutscher Nationalität. Der Anteil Nichtdeutscher am Gesamtpatientenaufkommen war im Beobachtungszeitraum kontinuierlich steigend. 2006 war dieser mit 9,2%, 2007 mit 9,7% und 2008 mit 10,6% zu verzeichnen. Betrachtet man nur Patienten mit einem Wohnsitz in München bzw. im Münchner Umland, so findet sich der Anteil derer mit nichtdeutscher Nationalität bei 7,9%, 8,9% und 9,8%.

Im Jahre 2006 wurden 223 nichtdeutsche Patienten mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus behandelt (60 Pat mit Typ-1-Dm, 163 Pat mit Typ-2-Dm). In 2007 registrierten wir bereits 255 Pat mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus (73 mit Typ-1-Dm, 182 mit Typ-2-Dm). Für 2008 war eine weitere Fallzahlsteigerung auf 296 Patienten zu verzeichnen (78 Pat mit Typ-1-Dm, 218 Pat mit Typ-2-Dm).

Die am häufigsten dokumentierten Nationalitäten der Patienten mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus waren dabei: türkisch (32,2%), kroatisch (10,2%) und italienisch (5,3%).

Zusammenfassung: Nachdem die Gesundheitsdatenberichterstattung für Migranten große Mängel aufweist, schaffen die vorliegenden Daten die Möglichkeit, erste epidemiologische Erhebungen im Großraum München durchzuführen. Die Daten von über 774 Patienten nichtdeutscher Nationalität aus München und Umgebung, die mit der Hauptdiagnose Diabetes im StKM während des genannten Zeitraums behandelt wurden, zeigen, dass diese Patientenklientel absolut wie relativ zunimmt. Diese bedeutsame Personengruppe in der klinischen Behandlung muss eine besondere Berücksichtigung erfahren, insbesondere aufgrund der oftmals erheblichen Versorgungsschwierigkeiten und spezifischen Therapie- und Schulungsanforderungen.