Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P202
DOI: 10.1055/s-0030-1253930

Fallbericht: Störung der Leberfunktion unter der Verordnung von Exenatide und Fluvastatin

S Surber 1, K Fricke 1, K Wildner 2, T Werner 2, R Fünfstück 2, K Farker 1
  • 1Regionales Pharmakovigilanzzentrum Weimar, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, AB Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • 2Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar, Klinik für Innere Medizin I, Weimar, Germany

Einleitung: Das seit 2006 zur Therapie des Diabetes mellitus Typ II zur Verfügung stehende Inkretin-Mimetikum Exenatide ist nach Markteinführung als neues Arzneimittel hinsichtlich möglicher noch unbekannter unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) im Blickpunkt klinischer Bewertungen.

Fallbericht: Eine 64jährige Patientin wurde im April 2009 wegen unklarer Erhöhung der Transaminasen (ASAT, ALAT), der Alkalischen Phosphatase (AP) und der Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT) sowie Erbrechen zur Abklärung stationär eingewiesen. Bei der Patientin besteht ein langjähriger mit Metformin behandelter Diabetes mellitus Typ II (Erstdiagnose 1996) und ein arterieller Hypertonus Grad 1 sowie eine Hypercholesterolämie. Anfang März 2009 wurde die bisherige Therapie um Exenatide und Fluvastatin als Neumedikation erweitert. Danach kam es zu rezidivierendem Erbrechen und zu einem Transaminasenanstieg, die Symptomatik führte zur Krankenhausaufnahme. Die klinische Untersuchung ergab keine Auffälligkeiten, abdominelle Schmerzen oder Fieber bestanden nicht. Allerdings fielen paraklinisch neben den deutlich erhöhten Transaminasen (ASAT: 0,95µmol/s.l und ALAT: 5,64µmol/s.l), eine erhöhte γ-GT (24,78µmol/s.l) und eine erhöhte AP (4,84µmol/s.l) auf. Die Vorwerte vom Februar 2009 lagen im Normbereich. Alle übrigen Laborparameter sowie bildgebende Befunde (CT-Abdomen) waren unauffällig. In Anbetracht der Paraklinik wurde die seit zwei Monaten neu bestehende Medikation aus Exenatide und Fluvastatin sofort abgesetzt, da eine UAW vermutet wurde. Metformin wurde aufgrund der Leberfunktionsstörung pausiert. Es war für die Leberenzymerhöhung und das Erbrechen kausal nicht verdächtigt, da es schon seit langem von der Patientin ohne Auftreten von Nebenwirkungen eingenommen wurde. Nach Absetzen der Medikamente Exenatide und Fluvastatin sistierte das Erbrechen. Bereits zwei Tage nach Absetzen dieser Wirkstoffe kam es zum Abfall der erhöhten Laborparameter. Bei vermuteter Unverträglichkeit gegenüber Exenatide wurde die Patientin auf eine intensivierte Insulintherapie eingestellt und eine Woche später bei subjektivem Wohlbefinden und weiterhin rückläufigen Leberwerten ASAT (0,58µmol/s.l), ALAT (1,46µmol/s.l), γ-GT (13,66µmol/s.l) und AP (3,82µmol/s.l) entlassen.

Fazit: Bei der im vorliegenden Fall beschriebenen Symptomatik ist die Annahme einer UAW wahrscheinlich, da ein kausaler chronologischer Zusammenhang angenommen werden kann. Dies könnte sowohl durch Exenatide als auch durch Fluvastatin ausgelöst worden sein. Für Fluvastatin sind Transaminasenanstiege und Erbrechen als UAW bekannt. Für Exenatide sind Erhöhungen der Transaminasen, der AP und der γ-GT noch nicht beschrieben. Erbrechen ist als Nebenwirkung in kontrollierten Studien beobachtet worden.

BfArM Fö-Nr. V-11340/68605/2008–2010