Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P200
DOI: 10.1055/s-0030-1253928

Die Berechnung der individuellen Insulin Sensitivität ist abhängig von der verwendeten Messmethodik

T Schöndorf 1, 2, PB Musholt 1, TA Mohr 3, S Diessel 1, T Forst 1, T Konrad 4, J Backus 5, M Löbig 1, A Pfützner 1
  • 1Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 2Hochschule Bonn Rhein Sieg, Angewandte Naturwissenschaften, Rheinbach, Germany
  • 3Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, CRO, Mainz, Germany
  • 4Institut für Stoffwechselforschung, Frankfurt, Germany
  • 5Ortho Clinical Diagnostics, Raritan NJ, United States

Fragestellung: Es existieren viele Verfahren für die Berechnung der Insulin Sensitivität (IS) eines Patienten. Im klinischen Alltag sollte die individuelle IS zum Monitoring einer Therapie hinzugezogen werden. Unklar ist, in wie weit die Ergebnisse unterschiedlicher Tests für den praktischen Alltag übertragbar sind.

Methodik: Der glykämische Status von 23 übergewichtigen nicht-diabetischen Freiwilligen wurde durch einen oralen Glukose Toleranztest (oGTT) ermittelt. Anschließend wurde die Insulinsensitivität mittels folgender Verfahren bestimmt: HOMA Score, ivGT mit Minimal Model-Analyse, euglykämischer Clamp, Biomarker des Lipid- und Glukosestoffwechsels, Adiponektin, Intakt Proinsulin und hsCRP. Die klinischen Daten und die Biomarkerkonzentrationen sowie die berechneten IS-Scores wurden mittels Student's t-Test jeweils im Vergleich zum non-pathologischen oGTT analysiert.

Ergebnisse: Im oralen Glukosetoleranztest zeigten die Probanden sehr unterschiedliche Resultate: normoglykämischer oGTT: 7 Probanden (30,4%), gestörte Nüchternglukose (IFG): 5 (21,7%), gestörte Glukosetoleranz (IGT): 6 (26,1%) und Neudiagnose eines bislang unbekannten Typ 2 Diabetes mellitus: 5 (21,7%). Gegenüber den normoglykämischen Probanden zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der IGT-Gruppe bei Alter, HbA1c, LDL-Cholesterin, in der IFG Gruppe bei intaktem Proinsulin, und in der T2DM-Gruppe bei HbA1c und intaktem Proinsulin. In der Gesamtpopulation, wie auch in den Subgruppen, zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen intaktem Proinsulin Spiegeln und allen untersuchten IS-Indices HOMA-Score (p=0,04), ivGT (p=0,0006) und Clamp (p=0,0002).

Schlussfolgerungen: Diese Daten zeigen, dass die Bestimmung der Insulinsensitivität stark von der verwendeten Messmethodik abhängig ist. Ein therapeutisches Verlaufs-Monitoring mit individueller Insulinsensitivitäts-Bestimmung sollte daher durchgängig auf ein einzelnes Verfahren zurückgreifen, um vergleichbare und damit aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Unter den Biomarkern zeigte der Nüchternwert des intakten Proinsulin die höchste Übereinstimmung mit den Goldstandardverfahren (Clamp und ivGT). Die Nüchternwerte des intakten Proinsulins korrelierten überdies hochsignifikant mit allen anderen Messverfahren, inklusive des Glukoseclamps. Dieser robuste und sehr stabile Biomarker eignet sich daher zur einfachen Bestimmung und zum Monitoring der Insulinresistenz in der täglichen Praxis.