Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P180
DOI: 10.1055/s-0030-1253908

Infarkte, Insulte und Stoffwechselqualität – Ergebnisse der Leipziger Langzeit-Diabetes-Beobachtungsstudie

M Verlohren 1, HJ Verlohren 1, G Müller 2, HJ Möhring 3
  • 1Gemeinschaftspraxis Dres. Verlohren, Leipzig, Germany
  • 2Med. Fakultät der TU Dresden, Institut fuer Medizinische Informatik und Biometrie, Dresden, Germany
  • 3Softas GmbH, Leipzig, Germany

Fragestellung: Es werden die unter Routinebedingungen im Rahmen einer seit 1992 durchgeführten Langzeitstudie registrierten Infarkt- und Insulthäufigkeiten für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker in Beziehung zur Stoffwechselqualität im Langzeitverlauf analysiert. Um frühere eigene Daten zu adjustieren wurden auch Ereignisse bis 6 Monate nach Beendigung der Betreuung in der SPP analysiert.

Methodik: Patienten: Auswahlfreie Gruppe erstmals in die DSPP (diabetol. Schwerpunktpraxis) überwiesener und länger als 5 Jahre betreuter Diabetiker, duale Betreuung (diabetol. Spezialbetreuung ergänzend zur hausärztlichen Behandlung)

(Typ 1/Typ 2: n=578/746, HbA1c: initial 9,6±2,7%/ 9,0±2,3%, am Beobachtungsende: 6,8±1,2%/6,8±1,2%), durchschnittliche Diabetesdauer z.Z. der Überweisung: 10,6±3,2J./9,5±2,9J.

Bewertet wurden das Stoffwechselverhalten, dargestellt am HbA1c-Verlauf, sowie das Auftreten von Infarkten und Insulten. Dabei fanden sämtliche Ereignisse vor und nach Überweisung Berücksichtigung. Nach evtl. Beendigung der Betreuung in der DSPP wurden jedoch für einen Zeitraum von 6 weiteren Monaten alle relevanten Ereignisse berücksichtigt (auf Basis einer Befragung der nachbehandelnden Ärzte).

Ergebnisse: Infarkte vor ÜW: Typ1/Typ2: 10/37; nach ÜW: 22/44; Ereignisse/1000 Diab.-J: vor ÜW: 2,3/5,7; nach ÜW: 3,9/6,2; Insulte vor ÜW: 5/29; nach ÜW: 14/56; Ereignisse je/1000 Diab.-J.: vor ÜW 1,2/4,4; nach ÜW: 2,3/7,9.

Die Ereignisse/1000 Patientenjahre wurden mit den Ergebnissen verglichen, die Stratton anhand der UKPDS-Ergebnisse publiziert hat (NEJM 1998). Um einen Altersbezug herzustellen, wurden die Ergebnisse an den Mulnierdaten (Diabetologia 2006) gespiegelt. Unter gleich bleibendem HbA1c war die Zahl der Infarkte in unserer Gruppe signifikant niedriger ausgefallen, als es gemäß der UKPDS – Daten zu erwarten gewesen wäre. Dies war, gemessen an den Vergleichsdaten von Mulnier über alle Altersklassen nachweisbar. Die Insulthäufigkeiten unterschieden sich nicht signifikant, allerdings haben wir im Ggs. zu den genannten Studien alle Patienten aufgenommen, also auch solche, die bereits vor der Überweisung Infarkte und Insulte aufwiesen.

Schlussfolgerungen: Unter den Bedingungen einer durch Selbstkontrolle gesteuerten, an der Normnähe orientierten Stoffwechselführung gelingt es auch unter Routinebedingungen nach längerer Diabetesdauer die Infarkthäufigkeiten sowohl bei Typ-1- wie auch bei Typ-2-Diabetikern zu reduzieren.

Bereits früher konnte gezeigt werden, dass eine auf Normnähe orientierte Therapie mit einer niedrigeren Hypoglykämierate erreichbar ist, als dies andernorts berichtet wird.

Es erscheint also die Aussage berechtigt, dass unter Routinebedingungen eine gemeinsam von Arzt und Diabetiker normnah gesteuerte Therapie auch langjährig möglich ist und zur Vermeidung von makrovaskulären Komplikationen notwendigerweise propagiert werden sollte.