Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P164
DOI: 10.1055/s-0030-1253893

Vergleich von Insulin Detemir, Insulin Glargin und NPH Insulin bezüglich der Injektionshäufigkeit und des Tagesinsulinbedarfs anhand der DPV-Daten von 26711 Erwachsenen mit Typ 2-Diabetes mellitus

K Laubner 1, K Molz 2, F Best 3, W Kerner 4, W Lang 5, S Mühldorfer 6, M Beneke 7, M Degenhardt 8, A Dapp 9, W Karges 10 R Holl 2, für die DPV-Initiative und das Kompetenznetz Diabetes mellitus
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abt. Innere Medizin II, Freiburg, Germany
  • 2Universität Ulm, Institut für Epidemiologie am ZIBMT, Ulm, Germany
  • 3Diabetes-Praxis Essen Dr. Best, Essen, Germany
  • 4Klinik für Stoffwechsel und Diabetes Karlsburg, Karlsburg, Germany
  • 5Linz Barmherzige Schwestern Kardiologie Innere II, Linz, Austria
  • 6Klinikum Bayreuth – Innere Klinik I, Bayreuth, Germany
  • 7Helios Kliniken Schwerin – Innere, Schwerin, Germany
  • 8VS-Villingen- SPP, Villingen, Germany
  • 9Kreisklinik Spaichingen – Innere, Spaichingen, Germany
  • 10Uniklinikum Aachen, Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Aachen, Germany

Fragestellung: Durch Verwendung langwirkender Analoginsuline soll sich die Anzahl täglicher Basalinsulingaben verringern. Die Injektionshäufigkeit und der Tagesinsulinbedarf unter Alltagsbedingungen von Typ 2-Diabetes Patienten wurden mit anonymisierten Verlaufsdaten zwischen den Basalinsulinen Detemir, Glargin und NPH verglichen.

Methoden: In der DPV-Datenbank wurden bis 09/2009 anonymisierte Verlaufsdaten von 189816 Patienten aus 321 Zentren mit insgesamt 1388291 Kontaktterminen dokumentiert. Die erfassten Daten werden zweimal im Jahr auf Inkonsistenz kontrolliert. Insgesamt sind 113329 Patienten mit Typ 2-Diabetes in der DPV-Datenbank enthalten (20,8% nur Insulin, 28,5% nur OAD, 43,8% nur Life-Style, 6,9% OAD plus Insulin). Datengrundlage der vorliegenden Auswertung waren Typ 2-Patienten, die ein Basalinsulin verwendeten und dieses im aktuellsten dokumentierten Behandlungsjahr nicht gewechselt haben. Patienten, die parallel orale Antidiabetika oder Inkretinmimetika verwendeten, wurden ausgeschlossen (n=9618). Deskriptive Statistik und adjustierte lineare Modelle: SAS 9.1

Ergebnisse: Das Patientenkollektiv bestand aus 26711 Typ 2-Patienten (51% weibl., Alter: 70,2±11,7 Jahre). Die Verwendung von langwirkenden Analoginsulinen nahm in den letzten 10 Jahren zu, von 1% im Jahr 2000 auf 35% im Jahr 2009. Im Patientenkollektiv 2000–2009 applizierten 4,9% der Patienten Detemir, 16,5% Glargin und 78,7% NPH. Patienten mit Detemir haben eine etwas längere Diabetesdauer und sind etwas übergewichtiger (p<0,0001). 68% der Detemir-Patienten injizierten das Basalinsulin einmal am Tag, 32% zweimal, während 90% der Glargin-Patienten einmal injizierten. NPH wurde in 40% einmal und in 53% zweimal täglich injiziert. Eine Unterteilung nach Alter (7382 Patienten <65 Jahre, 19329 Patienten ≥65 Jahre) zeigte, dass es bei Detemir (1,33 vs. 1,33 Injektionen/Tag) und Glargin (1,10 vs. 1,10 Injektionen/Tag) keine altersbedingten Unterschiede bezüglich der Injektionsfrequenz gab. Zusammen mit prandialen Insulingaben benötigten Patienten mit Detemir im Mittel 4,2 Einstiche/Tag verglichen mit 3,6 Einstichen/Tag bei Glargin und 4,1 Einstichen/Tag bei NPH, adjustiert für Alter, Geschlecht, BMI, HbA1c und Diabetesdauer. Die tägliche Basalinsulindosis pro kg Körpergewicht, ebenfalls adjustiert, lag für Detemir bei 0,33±0,006 IE, für Glargin bei 0,29±0,003 IE und für NPH bei 0,31±0,002 IE. Die Gesamttagesdosis unterschied sich ebenfalls (Detemir: 0,80±0,012 IE/kg, Glargin: 0,67±0,007 IE/kg, NPH: 0,64±0,003 IE/kg).

Schlussfolgerung: Nach Einführung langwirkender Analoga nahm deren Anteil in der Behandlung erwachsener Typ 2-Patienten über einen Zeitraum von 10 Jahren zu. Die Gesamtinsulindosis und die Anzahl täglicher Basalinsulingaben (Detemir: 1,4, Glargin: 1,1, NPH: 1,7 Injektionen) war abhängig vom verwendeten Basalinsulin. Diese Daten spiegeln die Versorgungsrealität im Zeitraum 2000–2009, welche Injektionsfrequenz/Dosis die optimale ist kann hiermit nicht beantwortet werden.

Gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0859)