Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P133
DOI: 10.1055/s-0030-1253862

Transition – Wie wünschen sich Jugendliche mit Typ 1 Diabetes den Übergang von der Kinderdiabetologie in die Erwachsenendiabetologie?

R Ziegler 1, S Wiedebusch 2
  • 1Diabetologische Schwerpunktpraxis für Kinder und Jugendliche, Münster, Germany
  • 2Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück, Germany

Einleitung: Während bisher vor allem Studien zum Ablauf des Übergangs von der Kinderdiabetologie in die Erwachsenendiabetologie vorliegen, lag das Ziel der vorliegenden Befragung darin, bei den Jugendlichen selbst die Erwartungen und Wünsche in Bezug auf die Vorbereitungen und die Durchführung des Praxiswechsel zu erfragen.

Methodik: 61 Jugendliche mit Typ 1 Diabetes (Alter 13–20J., MW=15,8; 52,5% Mädchen, 45,9% Jungen), die sich in pädiatrisch-diabetologischer Betreuung befanden, beantworteten einen Fragebogen zum Thema Transition (Rücklaufquote 64,2%).

Ergebnisse: 36,7% der Jugendlichen hatten sich über einen zukünftigen Praxiswechsel noch keine Gedanken gemacht; 47,6% wünschten sich einen individuell geplanten Wechsel im Alter von 18 bis 21 Jahren. 78,7% der Jugendlichen wünschten sich eine Kontaktaufnahme der pädiatrischen Praxis zur weiterbetreuenden Einrichtung, um den bisherigen Therapieverlauf zu besprechen. Dieser Kontakt sollte nach Wunsch der Jugendlichen in den ersten Wochen (42,6%) bzw. den ersten Monaten (32,8%) nach dem Wechsel bestehen bleiben. Etwa ein Drittel der Jugendlichen (32,8%) wünschte sich ein einmaliges gemeinsames Treffen mit dem Kinderdiabetologen und dem Erwachsenendiabetologen. Die meisten Jugendlichen (72,2%) wünschten sich eine aktive Rolle beim bevorstehenden Wechsel, wobei sie sich von ihren Familien eine unterstützende (60,7%) und beratende (55,7%) Rolle erhofften. Sorgen um den zukünftigen Praxiswechsel machten sich ca. ein Drittel der Jugendlichen (31,1%) aus unterschiedlichen Gründen (zu abrupter Wechsel, zu wenig Vorbereitung). Jugendliche mit einem HbA1c ≥8,0% würden seltener in die kinderdiabetologische Praxis zurückkehren, wenn es ihnen in der weiterbetreuenden Praxis nicht gefällt als Jugendliche mit einem HbA1c <8,0% (p≤0,05). Mädchen sorgen sich häufiger um den bevorstehenden Praxiswechsel (p≤0,05) und wünschen sich eine aktivere Rolle im Prozess des Praxiswechsels (p≤0,01) als Jungen.

Schlussfolgerung: Jugendliche wünschen sich überwiegend einen individuell vorbereiteten, begleiteten Übergang von der Kinderdiabetologie in die Erwachsenendiabetologie, bei dem sie aktiv beteiligt werden. Dies sollte bei der Erarbeitung von Konzepten zur Transition in der Diabetologie berücksichtigt werden.