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DOI: 10.1055/s-0030-1253861
Ein telemedizinisches Projekt zur verbesserten Präzision und Vereinfachung der Insulindosisanpassung bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus
Bei allen Patienten mit Typ-1-Diabetes mellitus ist Bewegung eine wesentliche Determinante der Insulindosisanpassung. Gerade Kinder und Jugendliche haben nach Teilnahme an strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen noch Probleme: Insulindosisanpassungen werden nicht korrekt durchgeführt, körperliche Bewegung wird falsch eingeschätzt. Zur Lösung der Probleme wurde eine spezielle telemedizinische Technologie entwickelt und deren Anwendbarkeit/Effektivität in einer Faesibility-Studie überprüft.
Patienten/Methoden: 16 Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes (Alter 14,5±2,2, Diabetesdauer 6,5±3,6 Jahre, BMI 22,0±3,3kg/m2, HbA1c 8,8±1,0% [DCA2000®, Bayer Diagnostics, Normbereich 4,5–5,7%],) erhielten Sensoren zur Bewegungserfassung. Diese sind in Mobiltelefone (DiaTrace, Fraunhofer-Institut, Rostock) integriert. Die Ergebnisse (Bewegungsintensität und -Dauer gemessen in Aktivitätseinheiten [AE]) werden auf dem Handydisplay dargestellt. Parallel erhielten alle Patienten Sensoren zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM, Medtronic GmbH, Meerbusch).
Ergebnisse: Zur Auswertung wurde körperliche Aktivität (AE) gegen die Blutglukosewerte aufgetragen und die Korrelationen (nach Pearson) berechnet. Diese lagen im Median bei 0,91 (0,59–0,99). Somit wird eine hohe Abhängigkeit der Blutglukosewerte von der körperlichen Aktivität belegt. Die hohe Spannweite der Korrelationskoeffizienten belegt aber auch große Unterschiede zwischen den Patienten hinsichtlich ihrer Reaktion auf körperliche Aktivität. Je höher der Korrelationskoeffizient, desto empfindlicher reagiert der Organismus (Abbildung). Die berechnete Empfindlichkeit wurde anschließend in einer standardisierten Versuchsanordnung unter definierter körperlicher Aktivität (Ergometerbelastung) und Herzfrequenzmessung verifiziert. Die erhaltenen Koeffizienten können somit mit hoher klinischer Zuverlässigkeit in die Algorithmen zur Insulindosisanpassung einbezogen werden.
Schlussfolgerung: Mithilfe moderner Telekommunikationstechnologie ist eine objektive Erfassung der Art, Intensität und Quantität körperlicher Bewegung möglich. Fehler der subjektiven Wahrnehmung werden eliminiert. Eine zuverlässige Quantifizierung der Empfindlichkeit des individuellen Stoffwechsels gegenüber körperlicher Bewegung wird möglich. Die berechneten Koeffizienten können in Algorithmen zur Insulindosisberechnung einbezogen werden. Die Zuverlässigkeit der Insulindosisanpassung kann somit erheblich gesteigert werden. Weitere prospektive Studien mit größeren Patientenkohorten sind geplant.