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DOI: 10.1055/s-0030-1253850
Hat das pankreatische Renin-Angiotensin-Aldosteron-System einen Einfluss auf die Beta-Zellreserve bei erwachsenen Typ 1 Diabetikern?
Einleitung: Die autoimmune Zerstörung der pankreatischen Beta-Zellen verläuft zeitlich und graduell bei erwachsenen Typ 1 Diabetikern sehr unterschiedlich. Eine residuale Beta-Zellfunktion ist bei manchen Patienten noch über Jahre nachweisbar. Je geringer die Beta-Zellreserve ist, desto schwieriger ist die Stoffwechseleinstellung und die Rate an mikrovaskulären Komplikationen nimmt zu. Über die Ursache der interindividuellen Unterschiede in der Abnahme der Beta-Zellreserve ist nur wenig bekannt.
Im Pankreas existiert ein lokales Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Angiotensin II (ATII) hat sowohl einen negativ-regulierenden Einfluss auf die Insulinsekretion als auch eine proinflamnmatorische Wirkung. Die biologische Verfügbarkeit von ATII wird wesentlich von der genetisch determinierten Aktivität des Angiotensin converting enzymes (ACE) bestimmt. Typ 1 Rezeptoren für Angiotensin-II (AT1R) konnten beim Menschen auf den glukagonproduzierenden alpha-Zellen nachgewiesen werden.
Ziel der Studie ist es zu prüfen, ob Unterschiede in der ACE-Aktivität Einfluss auf den Verlauf der Beta-Zellreserve bei Typ 1 Diabetikern haben und ob hierbei die Beta-Zelle direkten Regulationsprozessen oder indirekten über die Alpha-Zelle durch unterschiedliche Höhe der Glukagonspiegel unterworfen ist.
Methoden: Bei 60 Typ 1 Diabetikern wurde das Nüchtern-C-peptid mehrmals im Verlauf ihrer Erkrankung gemessen. Einmalig wurde die ACE-Aktivität im Plasma, HbA1c, BMI und die Diabetesdauer bestimmt. Bei 15 Patienten dieser Gruppe wurde zusätzlich der Glukagonwert bezogen auf den Blutzuckerwert stationär unter Ruhebedingungen ermittelt (nüchtern, bei möglichst normnaher BZ-Einstellung auch in der Nacht zuvor). Patienten die ACE-Hemmer oder AT1R-Antagonisten einnahmen, wurden aus der Studie ausgeschlossen.
Ergebnis: Zu Krankheitsbeginn war das C-Peptid bezogen auf die ACE-Werte nicht unterschiedlich (p=0,2). Nach einer Beobachtungszeit von bis zu 10 Jahren war eine Tendenz zu niedrigeren C-Peptidwerten bei hohen ACE-Werten zu sehen, dies erreichte jedoch keine statistische Signifikanz (p=0,1). Deutlich war aber der Zusammenhang von ACE-Aktivität und Glukagonwert: Je höher die ACE-Aktivität desto höher war der Glukagonwert bezogen auf den Blutzucker (p<0,001). Die Höhe des Glukagonwertes korrelierte aber nicht mit der Höhe des C-Peptids (p=0,36).
Schlussfolgerung: Das pankreatische Renin-Angiotensin-System scheint einen regulatorischen Einfluss auf den Glukagonspiegel der Alphazelle zu haben. Ein indirekter Effekt auf die benachbarte Beta-Zelle, so dass sich die Beta-Zellreserve bei höheren Glukagonwerten und damit höherer Aktivität des RAAS schneller erschöpft, konnte in unserem Kollektiv jedoch nicht belegt werden.