Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P96
DOI: 10.1055/s-0030-1253824

Therapie einer massiven Lipohypertrophie bei Typ-1-Langzeitdiabetes

HJ Ziegelasch 1, R Mett 2
  • 1Klinik Malchower See, Innere, Malchow, Germany
  • 2Helios Kliniken Schwerin, Kosmetische Chirurgie, Schwerin, Germany

Fragestellung: Langjährige Typ-1-Diabetiker haben sich gewöhnlich über 30.000mal ihr Insulin injiziert. Nach unseren Erfahrungen entstehen dabei in bis zu >90% Reaktionen an den Spritzstellen, überwiegend eine Lipohypertrophie. Diese kann in Einzelfällen das gesamte Abdomen und auch den Oberschenkel einbeziehen und zu erheblichen Insulinresorptionsstörungen führen. Letztere machen eine gute Diabeteseinstellung unmöglich.

Wir stellen eine Kasuistik vor und gehen auf eine mögliche Therapieoption ein.

Methodik: Die 45jährige Patientin hat seit 28 Jahren einen Typ-1-Diabetes, der seit 6 Jahren durch eine nicht proliferative diabetische Retinopathie kompliziert ist.

Die HbA1c-Spiegel, die seit 1990 gemessen werden konnten, lagen bis Juli 1997 unter 7%, meist nahe 6,0%.

Bei der seit August 1991 auf eine Insulinpumpe eingestellten Patientin waren erstmals im April 1992 kleine Rötungen an den Einstichstellen nachzuweisen. Anfang 1994 trat erstmals eine rasch zunehmende Lipohypertrophie auf. Die Patientin wechselte bis zu diesem Zeitpunkt nur alle 4 Tage den Nadelkatheter; als Insulin wurde Velasulin verwandt. Seit diesem Zeitpunkt täglicher Katheterwechsel, aber ohne Erfolg. Seit Juni 1996 Insulinumstellung auf Lispro. Trotzdem ab Mitte 1997 weitere Zunahme der Lipohypertrophie und deutliche BZ-Labilisierung mit Schwankungen zwischen 49 und 443mg/dl. Zu diesem Zeitpunkt bereits 2maliger tgl. Katheterwechsel, Verwendung des gesamten Bauches bis zum Gesäß und frustraner Versuch anderer Injektionsstellen (Oberschenkel, auch Oberarm). Insulingesamtdosis maximal 46 IE. Im Nov. 2004 Umstellung auf Apidra ohne Erfolg. Im September 2005 schließlich Anlegen eines Intraperitonealkatheters und Insulinzufuhr über diesen. Deutliche Stabilisierung der BZ-Werte, Abfall des HbA1c auf <7%. Ab Februar 2006 zunehmend häufiger Katheterverstopfung und Anstieg des HbA1c bis auf 8,2%. Schließlich Ende März 2006 Katheterentfernung, da deutliche abdominelle Schmerzen hinzu kamen. jetzt Versuch mit einer ICT mit 4mal tgl. Protaphane und erneuter Humalog-Injektion zu den Mahlzeiten. Da auch darunter die Lipohypertrophie zunahm und die HbA1c-Werte bei deutlicher Stoffwechsellabilität kaum noch <8% abfielen, Antrag an die Krankenkasse und nach entsprechender Genehmigung am 1.12.2008 Durchführung einer Liposuktion. Hierbei gleichzeitig Ziel der besseren Durchblutung des subkutanen Fettgewebes.

Ergebnisse: Seit 19.1.2009 trägt die Patientin wieder eine Insulinpumpe und hat bis heute stabile Glykämiewerte. Der aktuelle HbA1c-Spiegel beträgt 6,4%.

Schlussfolgerungen: Die Fettabsaugung ist eine Möglichkeit, den Diabetes bei ausgeprägter diffuser Lipohypertrophie wieder „in den Griff“ zu bekommen.