Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P83
DOI: 10.1055/s-0030-1253811

Unterschiedliches Dosisverhalten von Analoginsulinen bei Typ 1-Diabetikern mit nachlassender Nierenfunktion

F Kulozik 1, J Möcks 2, C Hasslacher 1, 3
  • 1St. Josefskrankenhaus, Heidelberg, Germany
  • 2Biomcon GmbH, Heidelberg, Germany
  • 3Diabetesinstitut-Heidelberg, Heidelberg, Germany

Einleitung: Bei insulinpflichtigen Diabetikern kann sich bei nachlassender Nierenfunktion der Insulinbedarf durch veränderten Insulinabbau einerseits und steigende Insulinresistenz andererseits ändern. Wir konnten kürzlich bei Verwendung von Human- und Analoginsulin ein unterschiedliches Verhalten des Insulinbedarfs zeigen: bei Verwendung von Analoginsulin nahm die Dosis mit abnehmender Nierenfunktion stärker ab (DMW 2007). Wir untersuchten jetzt, wie sich der Insulinbedarf bei einzelnen Analoginsulinen in Abhängigkeit von der Nierenfunktion ändert.

Methodik: Bei 238 Typ 1-Diabetikern, die eine Form der intensivierten Insulintherapie durchführten, wurde nach einer ambulanten Einstellungsphase (u.a. mit Basalratentests) der basale und prandiale Insulinbedarf in I.E./kg Körpergewicht durch entsprechende Aufzeichnung über drei Tage ermittelt. Weiterhin wurden erfasst: Serum-Kreatinin zur Berechnung der eGFR nach Cockroft-Gault, Albumin-Ausscheidung, HbA1c, Hb, Lipide, hsCRP; zudem die antihypertensive Therapie. Die Insulintherapie verteilte sich wie folgt: Mit Humaninsulin als Basal- und Bolus-Insulin wurden n=84 Patienten behandelt. 154 Patienten erhielten Kombinationen von ausschließlich Analoginsulinen: Lantus-basierte Therapie n=94; Levemir-basiert n=43; Bolusinsulin Humalog n=82 bzw. NovoRapid n=65.

Ergebnisse: Die einfache und multiple Regressionsanalyse ergab für die Humaninsulin-Gruppe keine Beziehung zwischen dem Insulinbedarf und der eGFR (20–150ml/min); Beziehungen bestanden dagegen zum HbA1c (Regressionskoeffizient b=0,0422; p<0,01) und zu der Hb-Konzentration (b=0,036; p<0,05). Dagegen zeigte sich bei den mit Analoginsulinen behandelten Patienten ein Zusammenhang zwischen Insulinbedarf und eGFR sowohl für den Gesamtbedarf (b=0,0022; p<0,001) wie auch für die Bolus- und Basalkomponente. Weitere Einflussgrößen waren hsCRP (b=0,0437; p<0,001) und Betablocker (b=0,0669; p<0,05). Bei Differenzierung der Analoginsulingruppe nahmen die Dosen von Lantus (b=0,0016; p<0,01) und Humalog (b=0,0019; p<0,01) mit nachlassender Nierenfunktion ab. Als weitere Einflussfaktoren zeigten sich HbA1c und hsCRP. Bei Levemir und NovoRapid konnte keine signifikante Beziehung zwischen der Insulindosis und der Nierenfunktion festgestellt werden. Einflussfaktoren waren hier hsCRP und HbA1c.

Schlussfolgerung: Der Insulinbedarf einzelner Analoginsuline unterschied sich deutlich von dem des Humaninsulins. Während Lantus und Humalog mit nachlassender Nierenfunktion geringer dosiert werden müssen, blieb die Dosis von Humaninsulin, Levemir und NovoRapid konstant. Auch andere Einflussfaktoren waren bei den einzelnen Insulinen nicht identisch. Die Ursachen für dieses unterschiedliche Verhalten sind bisher unklar und müssen weiter untersucht werden.