Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P82
DOI: 10.1055/s-0030-1253810

Die Hyperproinsulinämie bei Patienten mit pankreatischem Diabetes mellitus ist eher mit funktionellen Defekten der Insulinsekretion als mit einer verminderten pankreatischen ß-Zell-Fläche assoziiert

TGK Breuer 1, BA Menge 1, W Uhl 2, MA Nauck 3, WE Schmidt 1, JJ Meier 1
  • 1St. Josef-Hospital, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany
  • 2St. Josef-Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Germany
  • 3Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany

Einleitung: Eine über-proportionale Hyperproinsulinämie wurde bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 beschrieben. Unklar ist, ob dies auf einem spezifischen Defekt innerhalb der ß-Zellen oder einem gesteigerten Sekretionsdruck auf die ß-Zellen basiert. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob auch Patienten mit pankreatischem Diabetes eine Hyperproinsulinämie aufweisen, und ob eine Assoziation zwischen den Proinsulin-Spiegeln und der jeweiligen ß-Zell-Funktion oder ß-Zell-Fläche besteht.

Methodik: 33 Patienten mit und ohne Diabetes wurden vor einem geplanten pankreaschirurgischen Eingriff untersucht. Die Plasmakonzentrationen von intaktem und gesamten Proinsulin wurden mit der fraktionellen ß-Zell-Flache und mit Parametern der ß-Zell-Funktion vergleichen.

Ergebnisse: Die Nüchtern-Plasmakonzentrationen von intaktem und gesamten Proinsulin waren bei Patienten mit normaler, eingeschränkter und diabetischer Glukosetoleranz vergleichbar (p=0,58 bzw. p=0,98). Auch bestanden keine Unterschiede hinsichtlich der Verhältnisse von gesamtem Proinsulin zu Insulin und von intaktem Proinsulin zu Insulin zwischen den Gruppen (p=0,23 bzw. p=0,71). Das Verhältnis des gesamten Proinsulins zum Insulin korrelierte schwach mit der fraktionellen ß-Zell-Fläche (r2=0,14, p=0,032), wohingegen keine Assoziation zwischen der fraktionellen ß-Zell-Fläche und den Spiegeln von intaktem und gesamten Proinsulin sowie dem intaktem Proinsulin zu Insulin Verhältnis bestand. Allerdings zeigte sich eine enge inverse Korrelation zwischen dem HOMA-Index der ß-Zell-Funktion und den Verhältnissen von gesamten Proinsulin zu Insulin und intaktem Proinsulin zu Insulin (r2=0,55 bzw. r2=0,48). Die Assoziation der Insulinresistenz (HOMA-IR) zum intakten Proinsulin war deutlich schwächer als die Assoziation zu den Nüchtern-Insulinspiegeln.

Diskussion: Die Hyperproinsulinämie der untersuchten Patienten mit und ohne pankreatischen Diabetes mellitus ist eher mit funktionellen Defekten der Insulinsekretion als mit der pankreatischen ß-Zell-Fläche assoziiert. Die fehlende Hyperproinsulinämie bei Patienten mit pankreatischem Diabetes mellitus deutet darauf hin, dass dieser Defekt bei Patienten mit Typ 2 Diabetes eher auf einem spezifischen Defekt der Proinsulin-Prozessierung basiert. Die schwache Assoziation zwischen intaktem Proinsulin und der Insulinresistenz spricht gegen den Nutzen von intaktem Proinsulin in der klinischen Praxis.