Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P78
DOI: 10.1055/s-0030-1253806

Neue Mutation im GCK-Gen als molekulare Ursache eines Maturity Onset Diabetes of the Young (MODY 2)

G Wildhardt 1, J Trübenbach 1, S Gölz 2, A Driesel 1, 3, D Steinberger 1, 4
  • 1bio.logis, Zentrum für Humangenetik, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Diabetes Schwerpunkt Praxis Dr. Gölz, Esslingen, Germany
  • 3Johann Wolfgang Goethe-Universität, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Frankfurt am Main, Germany
  • 4Justus-Liebig Universität, Institut für Humangenetik, Gießen, Germany

Einleitung: Maturity Onset Diabetes of the Young (MODY) ist eine Gruppe erblicher Formen des Diabetes mellitus, die durch Mutationen in derzeit 9 bekannten Genen bedingt sind. So sind bei nahezu 90% aller europäischen Patienten mit MODY für die Erkrankung ursächliche Mutationen in diesen Genen nachweisbar. Mutationen im GCK-Gens sind die molekulargenetische Ursache für MODY Typ 2. Hierbei beobachtet man reduzierte Glykogenspeicherung, gesteigerte Glukoneogenese sowie verringerte Reaktionsempfindlichkeit der Beta-Zellen gegenüber Glukose. Die Hyperglykämie ist meist mild ausgeprägt. Die bei anderen MODY Formen beobachtete zunehmende Erschöpfung der Beta-Zellen tritt langfristig nicht ein. Die meisten Patienten profitieren bereits von Maßnahmen, die ein Bewegungsprogramm und Diät umfassen. Die Erkrankung wird häufig erst bei Musterungsuntersuchungen, nach Auftreten eines Gestationsdiabetes oder im Rahmen von Routineuntersuchungen im 5. Dezennium diagnostiziert.

Wir stellen Familienanamnese sowie klinische und molekulargenetische Befunde einer 49-jährigen Patientin vor. Diabetes mellitus wurde bei ihr im Aldoleszentenalter diagnostiziert. Verabreicht wurde aktuell zuvor eine intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT). Bei dem Vater der Patientin sowie einem Cousin und einer Cousine des Vaters war bereits ebenfalls im frühen Erwachsenenalter ein D. m. diagnostiziert worden.

Methode: Direkte Sequenzierung der Exons 1–10 und Übergangsbereiche zu den Introns des GCK-Gens.

Ergebnis: Die molekulargenetische Analyse des GCK-Gens zeigte in Exon 9 des GCK-Gens den Nukleotidaustaustausch c.1136C>A in einer Genkopie (heterozygot). Dieser führt zu der Aminosäuresubstitution p.Ala379Glu. Die Aminosäureposition 379 befindet sich in einem evolutionär über viele Speziesgrenzen hinweg hochkonservierten Motiv des Glukokinase-Proteins. Eine Veränderung des entsprechenden Codons war in 100 Kontrollchromosomen nicht nachweisbar.

Schlussfolgerung: Die Befunde implizieren, dass die bei der untersuchten Indexpatientin nachgewiesene und bisher nicht beschriebene Mutation im GCK-Gen die molekulare Ursache der Diabetes-Erkrankung in dieser Familie ist.