Rofo 2010; 182 - VO311_3
DOI: 10.1055/s-0030-1252770

Detektion biliärer Stenosen nach Lebertransplantation: Gibt es unterschiedliche diagnostische Genauigkeiten der MRCP abhängig vom Typ der Gallengangsanastomose?

S Kinner 1, A Dechêne 2, L Umutlu 1, S Ladd 1, G Gerken 2, TC Lauenstein 1
  • 1Uniklinik Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen
  • 2Uniklinik Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen

Ziele: Im Rahmen von Lebertransplantationen (LTX) können zwei unterschiedliche Formen der Gallengangsanastomose erfolgen: (a) bilio-digestive Anastomosen (BDA) oder (b) Choledocho-choledochostomien (CC). Ziel dieser Studie war es, die Genauigkeit der MR Cholangiopankreatographie (MRCP) zur Erkennung biliärer Strikturen abhängig vom Anastomosentyp zu evaluieren. Methode: 30 Patienten nach LTX mit dem klinischen Verdacht einer biliären Stenose wurden untersucht (je 15 mit BDA und CC). Die MRCP erfolgte an einem 1.5T MRT (Magnetom Avanto, Siemens) mittels 2D single shot RARE, 2D T2w HASTE und 3D high-resolution Navigator-korrigierten Sequenzen. Die Bildqualität (BDA vs. CC) wurde anhand einer 3-Punkte Skala analysiert und mittels Mann-Whitney-Test statistisch verglichen. Darüber hinaus wurde das Vorliegen von Anastomosenstenosen (AST) und ischämietypischen biliären Läsionen (ITBL) bewertet. Perkutane transhepatische Cholangiographie (PTC) oder endoskopisch retrograde Cholangiopankreatographie (ERCP) am Folgetag dienten als Goldstandard. Ergebnis: Es ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied hinsichtlich der mittleren Bildqualität bei Patienten mit BDA (1,1) oder CC (1,2; p=0,7). Die Sensitivität der MRCP zur Erkennung von AST oder ITBL bei BDS betrug jeweils 38% (Spezifität AST: 57%; ITBL: 43%). Bei Patienten mit einer CC wurden alle AST und ITBL richtig erkannt (jeweils Sensitivität: 100%), wobei die Spezifitäten 73% (AST) und 57% (ITBL) betrug. Schlussfolgerung: Biliäre Komplikationen nach Lebertransplantation können bei einer erfolgten Choledocho-choledochstomie mittels MRCP genau erkannt werden. Die diagnostische Aussagekraft bei Patienten nach biliodigestiver Anastomose ist jedoch deutlich eingeschränkt, was an der erschwerten Abgrenzbarkeit der Anastomose in der Darmwand liegen dürfte. Daher ist es relevant, den Anastomosentyp vor Auswahl einer diagnostischen Bildgebung zu kennen.

Korrespondierender Autor: Kinner S

Uniklinik Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hufelandstraße 55, 45122 Essen

E-Mail: Sonja.Kinner@uni-due.de