Rofo 2010; 182 - VO205_3
DOI: 10.1055/s-0030-1252561

Sollte eine MR-Untersuchung der Kolontransitzeit und/oder isoliert eine MR-Defäkographie durchgeführt werden bei Patienten mit funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen (v.a. Obstipation)?

S Kirchhoff 1, C Kirchhoff 2, M Kreis 3, M Reiser 1, KW Jauch 3, A Lienemann 1
  • 1Ludwig Maximilians Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
  • 2Technische Universität München, Orthopädie, München
  • 3Ludwig Maximilians Universität München, Abteilung für Chirurgie, München

Ziele: In der westlichen Bevölkerung sind viele und zunehmend Frauen jeden Alters von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen betroffen. Die bislang verfügbaren Untersuchungsmöglichkeiten sind unzureichend, um die Fragen der behandelnden Kollegen hinsichtlich einer Unterscheidung von Obstipations-bedingten oder Beckenboden-assoziierten Erkrankungen beantworten zu können und sind zudem meist mit Röntgenstrahlenbelastung verknüpft.

Daher war es Ziel unserer Studie die MR-Kolontransitzeitmessung mit MR-Defäkographie bei Patienten mit chronischer Obstipation zu vergleichen hinsichtlich der Verwendung in der täglichen klinischen Routine und dem Informationsgewinn für die behandelnden Kollegen. Methode: Patienten mit chronischer Obstipation (“Rome-II-Kriterien“) wurden eingeschlossen. Es wurde eine MR-Kolontransitzeitmessung unter Verwendung von Gd-NaCl-gefüllten und somit in der MRT sichtbaren Markern über einen Zeitraum von 60–90 Stunden durchgeführt. Zu Vergleichszwecken wurden eine gesunden Probandengruppe ohne Anhalt für Magen-Darm-Erkrankungen untersucht.

MR-Defäkographie mit rektaler und vaginaler Füllung wurde ebenfalls bei allen Patienten durchgeführt. Ergebnis: Insgesamt wurden 20 Patientinnen (Alter: 40–68Jahre) mit chronischer Obstipation eingeschlossen.

Die obstipierten Patienten zeigten eine mittlere Kolontransitzeit von 68,5hrs ±7,8hrs, diese war significant verlängert im Vergleich zu der gesunden Probandenkohorte (42hrs ±9,3hrs).

Die MR-Defäkographie ergab als häufigste Befunde Intussusception, Rekto-/Zystocelen unterschiedlichen Ausmaßes als Zeichen einer Beckenbodeninsuffizienz. Schlussfolgerung: Bei Patienten, die klinisch unter chronischer Obstipation leiden, sollte sowohl eine MR-Transitzeitmessung als auch eine MR-Defäkographie durchgeführt werden, um dem Kliniker durch eine möglichst dezidierte Differenzierung zwischen anorektaler Dysfunktion und Obstipations-assoziierten Befunden suffiziente Informationen hinsichtlich des Therapieregime zu geben.

Korrespondierender Autor: Kirchhoff S

Ludwig Maximilians Universität München, Institut für Klinische Radiologie, Nussbaumstraße 20, 80336 München

E-Mail: sonja.kirchhoff@med.uni-muenchen.de