Geburtshilfe Frauenheilkd 2010; 70 - A23
DOI: 10.1055/s-0030-1252094

Kleinzelliges neuroendokrines Karzinom des Ovars

K Einwagner 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Graz

Hintergrund: Das kleinzellige neuroendokrine Karzinom des Ovars stellt eine sehr seltene und gleichzeitig besonders aggressive Entität des Ovarialkarzinoms dar. Weltweit gibt es nur wenige dokumentierte Fälle.

Ziel der Arbeit war es, diese seltene Tumorerkrankung breiter zu beleuchten und somit dem Leser näher zu bringen.

Methodik: Die relevanten klinischen Daten der vier Patientinnen, bei denen im Zeitraum von 1989 bis 2006 ein neuroendokrines, kleinzelliges Karzinom des Ovars diagnostiziert worden ist und deren Fälle im Computersystem dokumentiert waren, wurden aus den dazugehörigen Krankengeschichten abstrahiert und zusammengefasst.

Resultate: Der Fall einer der insgesamt vier Patientinnen wird gesondert beschrieben. Sie entwickelte ein cushingoides Krankheitsbild. Die Patientin wies eine hochgradige Hypokaliämie mit dem niedrigsten Wert von 1,6 mmol/L auf (Normalwert ab 3,5 mmol/L). Im Rahmen der Abklärung zeigte sich ein Adnextumor, der zur Laparotomie führte. Dabei wurde ein intraabdominell fortgeschrittenes, kleinzelliges, neuroendokrines Karzinom des Ovars festgestellt. Perioperativ wies die Patientin anhaltend hochgradige Hypokaliämien auf. Zwei Wochen post operationem wurde die erste Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid eingeleitet. Das Kalium normalisierte sich innerhalb weniger Tage. Circa sechs Monate nach Abschluss der Chemotherapie erlitt die Patientin ein paraaortales Rezidiv und verstarb weitere acht Monate später an ihrem Tumorleiden. Von den anderen drei Patientinnen ist die erste ebenfalls 13 Monate nach Diagnosestellung verstorben, und die Zweite wurde im Frühstadium I diagnostiziert und hat bisher 48 Monate überlebt. Eine dritte Patientin wies einen Krukenbergtumor eines Bronchuskarzinoms auf, den sie bislang 28 Monate lang überlebt hat.

Diskussion: Die erste ausführliche Fallbeschreibung weist auf ein besonders aggressives biologisches Verhalten dieser Tumorentität hin, wenn ein fortgeschrittenes Stadium vorliegt. Die geringe Prävalenz dieses Tumors zeigt die Notwendigkeit internationaler Register auf, um die Erfahrungen mit der Behandlung dieser Tumorentität besser bündeln zu können.