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DOI: 10.1055/s-0030-1251445
Tabakentwöhnung: Defizite in der praktischen Ausbildung deutscher Medizinstudenten
Einleitung: Die Beratung und Behandlung rauchender Patienten gehört zu den grundlegenden ärztlichen Fertigkeiten. Es ist nicht bekannt, inwieweit deutsche Medizinstudenten eine entsprechende praktische Ausbildung erhalten.
Methoden: Zwischen April und Juli 2009 waren alle deutschen Medizinstudenten zur Teilnahme an einer papiergestützten Befragung eingeladen, in der sie um Selbsteinschätzungen ihrer praktischen Fertigkeiten hinsichtlich der Behandlung der Tabakabhängigkeit gebeten wurden. Zur Einordnung der Antworten wurden Kontrollfragen gestellt, die sich auf die Behandlung der Hypertonie, des Diabetes und der Alkohol-Abhängigkeit bezogen.
Ergebnisse: An 27 medizinischen Fakultäten wurden insgesamt 19.529 Fragebögen ausgefüllt. Knapp drei Viertel (71,1%) der Studierenden im klinischen Studienabschnitt gaben an, bei jedem Patientenkontakt eine Raucheranamnese durchzuführen; allerdings rieten nur 43,3% allen rauchenden Patienten dazu, den Tabakkonsum einzustellen. Nur 2,5% konnten sich daran erinnern, jemals eine praktische Unterweisung zur Beratung von Rauchern erhalten zu haben. Studierende im klinischen Studienabschnitt schätzten ihre praktischen Fertigkeiten zur Behandlung der Hypertonie, des Diabetes und der Alkohol-Abhängigkeit signifikant besser ein als Studierende im vorklinischen Abschnitt. Nur hinsichtlich der Behandlung von Rauchern ergab sich kein signifikanter Unterschied (Abbildung). Insgesamt fühlten sich weniger als 20% der Befragten in der Lage, Raucher kompetent zu beraten, die das Rauchen gern aufgeben wollen.
Schlussfolgerung: Die praktische Ausbildung deutscher Medizinstudenten hinsichtlich der Tabak-Abhängigkeit weist erhebliche Defizite auf. Es ist anzunehmen, dass die überwiegende Mehrheit der Absolventen deutscher medizinischer Fakultäten nicht in der Lage sind, Raucher leitlinien-gerecht zu beraten und zu behandeln.