Pneumologie 2010; 64 - P259
DOI: 10.1055/s-0030-1251295

Theoretisches Wissen zur Tabakentwöhnung bei deutschen Medizinstudenten

T Raupach 1, L Müllner 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Kardiologie & Pneumologie

Einleitung: Eine theoretische Ausbildung hinsichtlich tabak-assoziierter Erkrankungen und der Behandlung der Tabak-Abhängigkeit sollte fester Bestandteil der Medizinerausbildung sein. Es ist nicht bekannt, in welchem Ausmaß diese Inhalte an deutschen medizinischen Fakultäten gelehrt werden.

Methoden: Zwischen April und Juli 2009 waren alle deutschen Medizinstudenten zur Teilnahme an einer papiergestützten Befragung eingeladen, in der sie um Selbsteinschätzungen ihres theoretischen Wissens zur Tabakabhängigkeit gebeten wurden. Zudem sollten die Studierenden angeben, für wie effektiv sie unterschiedliche Entwöhnungsmethoden halten.

Ergebnisse: An 27 medizinischen Fakultäten wurden insgesamt 19.529 Fragebögen ausgefüllt. Die Raucherquote betrug 19,1%. Ein Großteil der Befragten (78%) befürwortete ein komplettes öffentliches Rauchverbot in Deutschland. Lediglich ein Drittel der Studierenden konnte sich daran erinnern, theoretischen Unterricht zur Tabakabhängigkeit erhalten zu haben. Nur knapp ein Viertel konnte eines oder mehrere der „5 A“ benennen. Studierende in klinischen Semestern gaben an, signifikant mehr über die Folgeerkrankungen der Tabakabhängigkeit zu wissen als Studierende in vorklinischen Semestern; die Effektstärke des Unterschieds war jedoch gering (d=0,33). Hinsichtlich der Effektivität verschiedener Entwöhnungsmethoden bestanden gravierende Fehleinschätzungen (Abbildung).

Verteilung der studentischen Einschätzungen der langfristigen Effektivität* unterschiedlicher Entwöhnungsmethoden

*Eine hohe Effektivität wurde über eine kontinuierliche Abstinenzrate von 30% nach einem Jahr definiert.

Über 50% der Befragten erklärten, dass das Thema „Tabakabhängigkeit“ im Medizinstudium ein größeres Gewicht erhalten sollte.

Schlussfolgerung: Die theoretische Ausbildung deutscher Medizinstudenten hinsichtlich der Tabak-Abhängigkeit weist erhebliche Defizite auf. Es ist anzunehmen, dass Absolventen des Medizinstudiums an deutschen Fakultäten nicht ausreichend für die Behandlung von Rauchern geschult sind.