Pneumologie 2010; 64 - P197
DOI: 10.1055/s-0030-1251198

Extracorporale Lungenunterstützung bei schwieriger Entwöhnung vom Respirator

M Oldigs 1, B Schucher 1, T Köhler 1, H Magnussen 1
  • 1Krankenhaus Großhansdorf, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie

Einleitung: Patienten mit fortgeschrittener COPD sind oft schwer vom Respirator zu entwöhnen („Weaning“). Eine wesentliche Ursache ist die atemmuskulärer Überlastung mit erhöhter Atemarbeit. Wir berichten über eine Patientin, die nach 4-wöchigem Weaning mittels extracorporaler Lungenunterstützung (iLA) innerhalb weniger Tage erfolgreich entwöhnt werden konnte.

Kasuistik: Die 61-jährige Patientin (FEV1 16%, BMI 19,7, Heimbeatmung seit 7/05) wurde im Rahmen einer Infektexacerbation intubationspflichtig (pO2 21mmHg, pCO2 90mmHg, pH 7,27) und nach 4 Tagen zum Weaning zu uns verlegt. Ein Extubationsversuch unter nicht-invasiver Beatmung brachte keine Stabilisierung (pCO2 84mmHg, pH 7,2). Nach Reintubation Anlage eines Dilatationstracheostomas. Innerhalb von 4 Wochen gelang keine Entwöhnung, während kurzer Zeiten mit Spontanatmung entwickelte sich eine progrediente Dyspnoe mit Erschöpfung der Atemmuskulatur (pCO2 89,2mmHg, pH 7,18). Zur anhaltenden CO2-Eliminierung Entschluss zur extracorporalen Lungenunterstützung (iLA=interventional Lung Assist, Novalung® GmbH, Talheim). Nach Anlage der Femoral-Katheter war eine Spontanatmung innerhalb von 3 Stunden möglich, die nicht-invasive Heimbeatmung konnte fortgesetzt und die Trachealkanüle nach 24 Stunden gezogen werden. Nach 6 Tagen Entfernung der iLA-Katheter, nach 14 Tagen erfolgte die Verlegung auf die Heimbeatmungsstation bei stabiler Hyperkapnie (pO2 77mmHg, pCO2 55mmHg, 2l O2). Die Patienten ist seit Monaten in einem stabilen Zustand.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit schwerer COPD, die aufgrund eines hyperkapnischen Atemversagens nicht oder nur sehr prolongiert vom Respirator entwöhnbar sind, kann die extracorporale Lungenunterstützung (iLA) ein erfolgreiches Therapiekonzept sein. Wir vermuten, dass die CO2-Eliminierung die Atemarbeit reduziert und daher eine Extubation ermöglicht. Die Beobachtung, dass der kurze Einsatz der iLA einen langanhaltende Stabilisierung eingeleitet hat, bedarf weiterer Untersuchungen.