Klin Padiatr 2010; 222 - P24
DOI: 10.1055/s-0030-1251079

Konnatale Impfröteln ohne Embryopathie bei einem Neugeborenen

K Gsell 1, B Keyser 2, A Artlich 1
  • 1Abt. für Kinder- und Jugendmedizin, KH St. Elisabeth, Ravensburg, Ravensburg
  • 2Herz-Zentrum Bodensee, Konstanz

Hintergrund: Pränatale Infektionen sind bei der Abklärung der intrauterinen Wachstumsretardierung eine wichtige Differentialdiagnose. Bei einer Rötelninfektion im Stadium der Organogenese können Schäden im Sinne des Gregg-Syndroms auftreten.

Wir berichten über ein wachstumsretardiertes Neugeborenes ohne Embryopathie, bei dem serologisch eine frühe Auseinandersetzung mit dem Rötelnvirus nachweisbar war.

Kasuistik: Reifes mnl. Neugeborenes, Geburtsgewicht 2755g (P<3). Unauffällige Schwangerschaftsanamnese, körperliche Untersuchung und Abdomensonografie.

Die Abklärung der Wachstumsretardierung ergab eine auffällige Rötelnserologie:

Röteln-IgG: Neugeborenes: 170 IU/ml; Mutter (postpartal): 270 IU/ml

Röteln-IgM: Neugeborenes: 5,43 Index; Mutter (postpartal): negativ

Die hohen IgM-Werte wurden mittels verschiedener Testverfahren (LIA, HAH, CLIA) verifiziert. Die Rubella-RNA konnte beim Kind auch in einem Rachenabstrich nachgewiesen werden. Der negative IgM-Wert der Mutter schloss eine akute Infektion aus. Die Röteln-IgG-Avidität lag >50% und sprach gegen eine akute Infektion in den letzten 3 Monaten. Die erweiterte Anamnese ergab eine MMR-Impfung der Mutter bei nicht suffizientem Rötelntiter in der 4. SSW und vor Bekanntwerden der Schwangerschaft. Es lagen somit konnatale Impfröteln bei dem Neugeborenen vor. Die erweiterte Diagnostik ergab einen ophthalmologischen Normalbefund und unauffällige akustisch evozierte Potentiale. Im ECHO fiel ein ASD II auf, der jedoch nicht im Zusammenhang mit der Rötelninfektion zu sehen ist.

Schlussfolgerung: Eine versehentlich in dem Zeitraum 4 Wochen vor Konzeption oder in der Frühschwangerschaft durchgeführte Rötelnimpfung ist weder eine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch, noch für eine invasive pränatale Diagnostik.