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DOI: 10.1055/s-0030-1251070
Was wird aus unseren Kindern und Jugendlichen?: Kardiovaskuläres Risikofaktorenprofil von Adoleszenten und jungen Erwachsenen in Deutschland
Problemstellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind führende Ursache für Morbidität u. vorzeitige Mortalität in industrialisierten Staaten u. vielen Entwicklungsländern. Kardiovaskuläre Risikofaktoren u. gesundheitlich ungünstige Lebensgewohnheiten werden zunehmend früher etabliert. Studien zum Bewegungs-, Ernährungs- u. Gesundheitsverhalten von Heranwachsenden dokumentieren besorgniserregende Entwicklungen. Ungünstige Lebensgewohnheiten, wie z.B. Bewegungsmangel, Fehl-/Überernährung u. Rauchen, werden häufig schon in der Schulzeit fixiert. Untersuchungen fokussieren insbesondere auf schulpflichtige Kinder u. Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren.
Fragestellung: Inwieweit verstärken sich negative Verhaltensmodifikationen bei jungen Erwachsenen?
Ergebnisse: Anthropometrische (BMI, Taillenumfang, Körperfettanteil) u. gesundheitsrelevante Daten (Bewegungsmangel, Rauchen) sowie die Häufigkeit kardiovaskulärer Risikofaktoren belegen im Querschnitt in der Altersgruppe 16–25 Jahre eine deutliche Zunahme gesundheitlich ungünstiger Merkmale vor allem bei den 20- bis 25- Jährigen. Bei 25-jährigen Männern sind 50% übergewichtig, 60% rauchen u. ca. 1/3 ist sportabstinent. Bei den 16–25-jährigen Frauen ist zwar „nur“ 1/4 übergewichtig, jedoch sind Frauen wesentlich seltener sportlich aktiv. Nur 1/4 aller 16–25Jährigen weist keinen hier näher betrachteten kardiovaskulären Risikofaktor auf.
Diskussion:„Fit-fürs-Leben“-Analysen zeigen, dass ungünstige Lebensstilentwicklungen nach dem 18. Lebensjahr erheblich an Dynamik gewinnen. Diese beunruhigende Feststellung wird untermauert, wenn der betrachtete Altersbereich auf Kinder und Jugendliche ausgedehnt wird. Vor allem übergewichtige Jugendliche mit geringem Bildungsniveau u. Bewegungsmangel erwerben bereits im jungen Erwachsenenalter signifikante kardiovaskuläre Risikofaktoren. Bislang initiierte Präventionsmaßnahmen sind ineffizient. Auch ist die praktische Umsetzung von effizienten Präventionskonzepten nach Verlassen der Schule schwieriger. Im Hinblick auf den gravierenden Anstieg von übergewichtigen bzw. untrainierten 20–25-jährigen ist eine Aufwertung der Prävention u. Implementierung spezifischer Maßnahmen erforderlich. Möglichst viele Menschen gilt es möglichst früh zu einem aktiven, gesunden Lebensstil zu motivieren. Diese Ziel setzt als vordringliches gesamtgesellschaftlichen Anliegen – inzwischen weltweites Anliegen: „die Fettwelle rollt“ u. damit auch das metabolische Syndrom, Typ–2-Diabetes u. Herz-Kreislauferkrankungen – einen ebensolchen Ansatz voraus u. gelingt nur, wenn in institutionsübergreifenden Präventionskampagnen Kindergärten, Schulen, Vereine, Gesundheitskassen, Betriebe, Medien u. Politik zusammenarbeiten und uns Ärzte unterstützen.
Konklusion: Die gesundheitlich negativen Entwicklungen nehmen nach dem 20. Lebensjahr erheblich zu. Dringend erforderlich sind effiziente, institutionsübergreifende Präventionskampagnen, die einen gesundheitsbewussten Lebensstil fördern und begleiten.