Klin Padiatr 2010; 222 - V18
DOI: 10.1055/s-0030-1251043

Große Valleculazyste als Ursache einer inspiratorischen Atemstörung

B Kampschulte 1, I Fleischer 2, H Glanz 2, D Faas 1, M Heckmann 1
  • 1Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abteilung Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Gießen
  • 2Zentrum für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Gießen

Hintergrund: Kongenitale Larynxanomalien sind seltene Fehlbildungen. In aller Regel handelt es sich um gutartige zystische Raumforderungen, die jedoch eine lebensbedrohliche Atemwegsverlegung verursachen können.

Fallbericht: Wir berichten über einen vier Wochen alten männlichen Säugling, welcher erstmals mit neu aufgetretenem inspiratorischem Stridor, zyanotischen Episoden und Trinkschwäche vorgestellt wurde. Schwangerschaft und Geburt waren unauffällig verlaufen. Im Untersuchungsbefund bei Aufnahme fielen inspiratorischer Stridor und juguläre Einziehungen auf. Die veranlasste Diagnostik (Blutentnahme, RSV-Schnelltest, Röntgenaufnahme des Thorax, Sonografie des Schädels und Abdomens, EEG) erbrachte unauffällige Befunde. Die flexible Bronchoskopie zeigte schließlich eine connatale mediane Valleculazyste, welche eine teilweise Verlegung der Atemwege und Verdrängung der Epiglottis nach kaudal bedingte. Eine MRT-Untersuchung des Halses bestätigte die Diagnose einer zwischen Zungengrund und Epiglottis gelegenen, ca. 1cm großen, gut abgrenzbaren zystischen Formation.

Unter Mikrolaryngoskopie mit partieller Resektion und Marsupialisation der Zyste konnte die Raumforderung ohne Komplikationen entfernt werden. Am 4. postoperativen Tag trat erneut ein inspiratorischer Stridor mit zunehmender Dyspnoe auf. Die flexible Bronchoskopie zeigte eine subglottische Stenose. Unter konservativer antiinflammatorischer Therapie besserte sich die Dyspnoe und das Kind konnte beschwerdefrei entlassen werden. Die Kontrollbronchoskopie nach 5 Wochen zeigte einen Normalbefund.

Schlussfolgerung: Als Ursache der Atemstörung mit inspiratorischem Stridor und zyanotischen Anfällen zeigte sich eine connatale mediane Valleculazyste, welche mikrolaryngoskopisch entfernt werden konnte. Beim Auftreten bedrohlicher Begleitsymptome muss differentialdiagnostisch auch an seltene angeborene Ursachen eines inspiratorischen Stridors im Säuglingsalter gedacht werden.