Z Orthop Unfall 2011; 149(3): 324-329
DOI: 10.1055/s-0030-1250694
Infektion

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vakuumtherapie bei Haut- und Weichgewebsinfektionen der Extremitäten. Nutzen des Wundabstrichs bei der Planung des sekundären Wundverschlusses?

Vacuum-Assisted Closure Therapy for the Treatment of Skin and Soft-Tissue Infections. Are Wound Specimens of Use in Planning Secondary Wound Closure?M. Diefenbeck1 , U. Mennenga2 , P. Gückel3 , A. H. Tiemann2 , T. Mückley1 , G. O. Hofmann1 , 2
  • 1Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • 2Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Kliniken Bergmannstrost Halle/Saale
  • 3exquit, software solutions, München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Februar 2011 (online)

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Zusammenfassung

Studienziel: Die Vakuumtherapie wird von vielen Anwendern zur Behandlung von Haut- und Weichgewebsinfektionen (HWGI) der Extremitäten verwendet. Nach initialem Débridement und mehrfachen VAC-Wechseln erfolgt der sekundäre Wundverschluss meist durch Sekundärnaht, Spalthauttransplantation oder Lappenplastik. Es existiert jedoch kein objektiver Parameter, wann der Zeitpunkt für den Wundverschluss erreicht ist. Wir stellten daher die These auf, dass eine negative mikrobiologische Gewebeprobe aus der Wunde als Indikator für den sekundären Wundverschluss dienen kann. Material und Methoden: Es wurden 24 Patienten mit HWGI der Extremitäten durch serielle Wunddébridements und Vakuumtherapie behandelt und prospektiv erfasst. Die Revisionen wurden so oft wiederholt, bis die Wunde makroskopisch infektfrei (gut granulierend und frei von Nekrosen) war. Bei jeder Wundrevision wurde eine Gewebeprobe zur mikrobiologischen Untersuchung entnommen. Zusätzlich wurden die Anzahl an Revisionen, das Keimspektrum, die Art des Wundverschlusses und der Wundstatus im Mittel 3 Jahre und 5 Monate nach dem sekundären Wundverschluss erfasst. Ergebnisse: 6,3 Revisionen waren durchschnittlich bis zum sekundären Wundverschluss nötig. Trotz makroskopischer Infektfreiheit wurden bei 14 von 24 Patienten noch Bakterien in den Gewebeproben gefunden. Bei 6 Patienten waren die Proben im Eingriff vor dem Wundverschluss negativ geworden, bei 3 bereits im Verlauf der Behandlung. Die Wunden aller 18 nachuntersuchten Patienten waren nach durchschnittlich 3,4 Jahren frei von Infektzeichen. Schlussfolgerung: Die Vakuumtherapie führte zu gut granulierenden Wunden ohne Nekrosen. In weit über der Hälfte der Wunden persistierten jedoch die Erreger, ohne erkennbaren Zusammenhang zur weiteren Wundheilung und dem klinischen Ergebnis nach über 3 Jahren. Die mikrobiologischen Proben eignen sich somit nicht als Indikator für den Zeitpunkt des Wundverschlusses von HWGI.

Abstract

Aim: Vacuum-assisted closure is used frequently for the treatment of skin and soft-tissue infections (SSTI) of the extremities. After debridement and repeated VAC dressing changes, the wounds are closed by secondary suture, split-thickness skin grafts or local flaps. However, no objective parameters describe the time point for secondary wound closure. Our thesis was that negative microbiological results from wound specimens can indicate the time for secondary wound closure. Patients and Methods: 24 patients with SSTI of the extremities were treated by serial debridements and VAC therapy and analysed prospectively. Debridements were repeated until the wounds were macroscopically free from signs of infection (good granulation/no necrosis). During each revision specimens were taken for microbiological analysis. Moreover, number of revisions, bacterial cultures, type of wound closure and wound status after 3 years and 5 months on average after the last surgery were analysed. Results: 6.3 revisions on average were performed until secondary wound closure was possible. In spite of the absence of macroscopic infection, bacteria were still found in tissue samples from 14 of 24 wounds. 6 wounds were free of bacteria for the first time right before wound closure, 3 wounds had become negative during the treatment. After 3.4 years on average, the wounds of all 18 patients available for examination had healed well and were free from signs of infection. Conclusion: Vacuum-assisted closure resulted in clean, good granulating wounds without necrosis. However, in more than half of the wounds bacteria persisted. This bacterial load had no correlation to wound healing and outcome after over 3 years. In conclusion, microbiological tissue samples are not suitable as indicator for the time point of secondary wound closure in SSTI.