Zahnmedizin up2date 2010; 4(4): 343-361
DOI: 10.1055/s-0030-1250175
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Re-Insertion zahnärztlicher Werkstücke

Hans Jörg Staehle
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. August 2010 (online)

Einleitung

Indirekt hergestellte Restaurationen in Form von Werkstücken wie Kronen oder Brücken gelten als hochwertige und langlebige Versorgungsformen. Dennoch kann es auch bei solchen Restaurationsarten zu Komplikationen kommen. Diese sind meist durch Zahnhartsubstanzschäden oder endodontische Erkrankungen bedingt. In solchen Situationen ist im Rahmen einer kausalen Therapie zuweilen eine Entfernung der Werkstücke erforderlich.

Merke: Karies und endodontische Erkrankungen sind oft Ursachen für Komplikationen bei jedweden Restaurationen.

Rückblick

Das Wiedereinsetzen war bis vor kurzer Zeit, als Kronen und Brücken noch mit konventionellen Zementen befestigt wurden, nur in Ausnahmefällen möglich. Insbesondere dann, wenn durch präparatorische Maßnahmen (z. B. zur Kariesentfernung) ein größerer Hohlraum zwischen verbliebener Zahnhartsubstanz und Werkstückrand entstand, erschien eine Neuanfertigung der Versorgung unumgänglich, da konventionelle Zemente in der Regel nicht stabil genug waren, solche Defekte langfristig zu überbrücken.

Status quo

Seit der Einführung von Befestigungskompositen liegt auf diesem Gebiet eine veränderte Situation vor und es eröffnen sich neue Perspektiven zum Wiedereinsetzen von Werkstücken. Wenn Kronen und Brücken nach ausgedehnteren Hartsubstanzpräparationen ihre Randständigkeit verlieren, erscheint eine Defektversorgung mit Materialien auf der Basis von Kompositen Erfolg versprechender als mit Materialien auf der Basis konventioneller Zemente.

In diesem Beitrag werden die erweiterten Möglichkeiten zum Erhalten vorhandener Restaurationen in Form von Re-Insertionen zahnärztlicher Werkstücke näher beleuchtet.

Merke: Befestigungskomposite erscheinen Erfolg versprechender als konventionelle Zemente beim Wiedereingliedern von Werkstücken.

Allgemeine Überlegungen zur Erhaltung vorhandener Restaurationen

Die wenigsten zahnärztlichen Restaurationen stellen sich im klinischen Alltag als vollkommen fehlerfrei dar. Wenn im Rahmen von Kontrolluntersuchungen Schäden an Restaurationen oder den ihnen umgebenden Geweben sichtbar werden, müssen – je nach Art, Lokalisation und Ausdehnung der Defekte – folgende Behandlungsoptionen geprüft werden:

  • Belassen der Situation und Beobachten (Monitoring),

  • Behebung von kleineren Qualitätseinbußen (z. B. durch Überschussentfernungen und/oder Polituren),

  • teilweiser Ersatz der vorhandenen Restaurationen („Reparaturrestaurationen“),

  • vollständiger Ersatz der vorhandenen Restaurationen (Neuanfertigungen).

Therapieoptionen Ersatz Der vollständige Ersatz von vorhandenen Restaurationen mit mehr oder weniger großen Mängeln stellt bis heute einen großen Teil zahnärztlicher Tätigkeit dar, was zu dem Begriff der „Re-Dentistry“ geführt hat. Reparatur Reparaturen vorhandener Restaurationen waren in der zahnärztlichen Profession über lange Jahre verpönt und wurden häufig als „Pfusch“ betrachtet. Diese Einschätzung änderte sich allerdings mit der Weiterentwicklung der Komposite und Adhäsive deutlich. Das Reparieren von Amalgam-, Komposit-, Keramik- und Gussmetall-Restaurationen wird mehr und mehr als wichtiger Baustein einer schadensgerechten zahnmedizinischen Versorgung akzeptiert [1, 2, 3]. Dabei muss die Vorgehensweise den Besonderheiten der jeweiligen Substratoberflächen wie Schmelz, Dentin, Amalgam, Komposit, Zement, Keramik und/oder Gussmetall, die isoliert oder kombiniert tangiert sein können, Rechnung tragen. In diese übergeordnete Thematik lässt sich auch die Re-Insertion von Werkstücken einordnen. Sie hat das Potenzial, einen Beitrag in dem Bemühen zu leisten, die Überlebensrate von Restaurationen zu erhöhen.

Literatur

  • 1 Frankenberger R. Zahnärztliche Restaurationen: Reparieren statt Ersetzen?.  Zahnmedizin up2date. 2007;  1 29-41
  • 2 Frankenberger R, Roggendorf M J. Aktuelle Aspekte zur Reparatur oder Korrektur zahnärztlicher Restaurationen.  Quintessenz. 2010;  61 607-612
  • 3 Staehle H J. Reparatur eines Keramik-Inlays, Langzeitbeobachtung.  Quintessenz. 2009;  60 705-711
  • 4 Heidemann D, Hellwig E, Hickel R, Klaiber B, Staehle H J. Die Bewertung direkter Kompositrestaurationen.  Zahnärztl Mitt. 2004;  94 650-658
  • 5 Staehle H J. Minimally invasive restorative treatment (invited position paper).  J Adhesive Dent. 1999;  1 267-284
  • 6 Staehle H J. Prophylaxeorientierte Füllungstherapie.. Prophylaxe und Präventivzahnmedizin. Farbatlanten der Zahnmedizin 16.. Stuttgart: Thieme Verlag; 2003
  • 7 Staehle H J. Erweiterte Anwendungsgebiete für Komposite.  Wissen kompakt. 2007;  1 29-38
  • 8 Staehle H J. Lückenschluss im Seitenzahnbereich durch Zahnverbreiterungen.  Zahnärztl Mitt. 2007;  97 410-417
  • 9 Staehle H J. Eine neue Methode zum Lückenschluss im Seitenzahnbereich durch direkt vorgenommene Zahnverbreiterungen.  Quintessenz. 2009;  60 145-154

Prof. Dr. Dr. H. J. Staehle

Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 400

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