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DOI: 10.1055/s-0030-1250137
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Subjektive Refraktionsmethode – Binokularabgleich
Publication History
Publication Date:
19 July 2010 (online)
Einleitung
Nach monokularem Refraktionieren des rechten und linken Auges liegen die Refraktionswerte in Sphäre, Zylinder und Achse vor. Es ist nur eine Frage der Handfertigkeit, der Erfahrung und des Einfühlungsvermögens in den Refraktionsablauf und in das Patientenverhalten, wie genau die Refraktionswerte stimmen. Während der geübte Untersucher i. d. R. den Astigmatismus in Zylinder und Achse zufriedenstellend korrigiert, macht die Sphäre auch bei ihm eine Ausnahme. Das liegt an ständigen, leichten Änderungen der Akkommodation, zu denen besonders junge Menschen neigen. So verleitet z. B. auch eine leichte Aufregung den Patienten oft zu einer verstärkten Anspannung der Akkommodation, die sich im Laufe des Refraktionierens meistens löst.
Refraktioniert man zuerst das rechte, dann das linke Auge junger, akkommodationsfreudiger Patienten, wird man häufig rechts die Sphäre nicht vollständig in Richtung Plus ausgereizt haben (z. B. Sphäre −2,75 dpt statt der korrekten Sphäre −2,25 dpt oder Sphäre +1,75 dpt statt +2,00 dpt). Die Sphäre beim linken Auge stimmt häufig, da sich der Patient inzwischen beruhigt hat. Bei älteren presbyopen Patienten sind die Schwankungen in der Akkommodation weniger stark ausgeprägt. Bei ihnen kann allerdings die erhöhte Tiefenschärfe infolge der Altersmiosis für etwas zu viel oder zu wenig „Plus“ in der Sphäre verantwortlich sein. Unter binokularen Bedingungen ist erfahrungsgemäß die Fluktuation der Akkommodation besser zu beherrschen als beim monokularen Sehen.
Der Binokularabgleich gehört zwingend zur vollständigen Brillenglasbestimmung und kümmert sich allein um den endgültigen Abgleich der Sphäre. Zylinder und Achse müssen nach einer subjektiven Refraktionsmethode, z. B. der Kreuzzylindermethode (s. KliMo-Refresher Mai 2010 „Subjektive Refraktionsbestimmung – Kreuzzylindermethode“, R 63 ff.), korrekt bestimmt worden sein. Nach dem streng durchgeführten Binokularabgleich (So viel Plus wie möglich, aber natürlich ohne dass der Visus leidet!) liegen die Fernpunkte beider Augen auf der Sehprobentafel, also in endlicher Entfernung vor den Augen. Da der Abstand des Patienten zur Sehprobentafel meist ca. 5 m beträgt, entspricht das einer Myopie von ungefähr 0,25 dpt. Zur Raumkorrektion muss also zum Schluss Sphäre −0,25 dpt hinzugefügt werden, um die Fernkorrektion einzustellen, auf die es den meisten Patienten ganz besonders zum Autofahren ankommt. Zur Raumkorrektion +1,75/−1,25/85 gehört also die Fernkorrektion +1,50/−1,25/85, zur Raumkorrektion −0,75/−1,25/10 die Fernkorrektion −1,00/−1,25/10.
Der Binokularabgleich ist unverzichtbarer Bestandteil der Refraktionsbestimmung und liefert die endgültige Korrektionssphäre beider Augen. |
Hintergrund
Wenn ein evtl. vorliegender Astigmatismus beider Augen nach der monokularen Refraktionsbestimmung korrigiert ist, können nur noch geringe achsensymmetrische Fehlsichtigkeiten – Myopie oder Hyperopie oder als Spezialfall Emmetropie – vorliegen. Die Fovea centralis dieser Augen wird bei geringst möglichem Akkommodationsaufwand in den zugehörigen Fernpunkt R (Punctum remotum) abgebildet. Bei Myopie liegt R vor dem Auge, bei Hyperopie dahinter. Geeignete Plusgläser bei Hyperopie oder Minusgläser bei Myopie verlegen den Fernpunkt ins Unendliche, wo er auch bei Emmetropie liegt. Dieser Zustand – die Fernpunkte beider Augen im Unendlichen bei geringstmöglichem Akkommodationsaufwand – wird für die Fernbrille angestrebt. Bei maximaler Anspannung der Akkommodation wird der Nahpunkt P (Punctum proximum) erreicht.
Literatur
- 1 Bennet A G, Rabbetts R B. Clinical visual optics. Oxford: Butterworth Heinemann; 1995
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Prof. Dr. Kunibert Krause
Hochschule Aalen
Studiengang Augenoptik/Augenoptik und Hörakustik
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