Handchir Mikrochir Plast Chir 2010; 42(2): 135-136
DOI: 10.1055/s-0030-1249616
Kommentar

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar zur Arbeit Herold und Mitarb.: MRT Volumetrie der Mamma zur Kontrolle der Fettresorptionsrate nach autologem Lipotransfer

Commentary on the Article of Herold et al.: The Use of Mamma MRI Volumetry to Evaluate the Rates of Fat Survival After Autologous LipotransferM. Eder1 , L. Kovacs1
  • 1Klinik und Poliklinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. März 2010 (online)

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Die Technik der autologen Fettgewebstransplantation zur subkutanen Weichteilaugmentation hat in den letzten Jahren auch auf dem Gebiet der rekonstruktiven und ästhetischen Mammachirurgie an Bedeutung gewonnen, obwohl differierende und kontrovers diskutierte Langzeitergebnisse in der Literatur beschrieben sind [15]. Neben den bekannten postoperativen Komplikationen wurde auch zunehmend die das ästhetische Endergebnis beeinflussende effektive Fettresorptionsrate diskutiert [1] [14]. Herold und Mitarb. greifen in ihrem Artikel die Problematik der möglichst präzisen und genauen Quantifizierung der Resorptionsrate nach erfolgtem Lipofilling zur Brustaugmentation auf [7].

In den letzten Jahrzenten sind verschiedene Methoden zur Brustvolumenbestimmung vorgestellt worden, die jedoch aufgrund mangelnder Reproduzierbarkeit, Untersucherabhängigkeit, Praktikabilität, Patientenverträglichkeit und Kosteneffizienz für den klinischen Alltag limitiert sind [9]. Um eine objektive Aussage bezüglich der Fettresorptionsrate treffen zu können, bedarf es daher einer nicht-invasiven, patientenfreundlichen, schnellen, kostenfreundlichen, präzisen und genauen Brustvolumenbestimmungsmethode zur engmaschigen zeitlichen Verlaufskontrolle.

Die Vorteile der in der Arbeit von Herold und Mitarb [7]. vorgestellten MRT Volumenbestimmung gegenüber den herkömmlichen Methoden liegen in der sehr präzisen und genauen Quantifizierungsmöglichkeit, der gleichzeitig möglichen morphologischen Kontrolle des injizierten Fettvolumens, der möglichen dreidimensionalen (3-D) Rekonstruktion und Visualisierung der Brustregion und dass der Patient keiner Strahlenbelastung ausgesetzt werden muss [5] [9] [10]. Um eine reproduzierbare Volumenbestimmung mit entsprechender klinischer Aussagekraft aus den MRT Daten generieren zu können, bedarf es jedoch einer Standardisierung der Aufnahmetechnik und des MRT Scanprotokolls [5].

Neben den Aspekten der Lärmbelastung und der Platzenge, wird die Akzeptanz der MRT Volumenbestimmung seitens des Patienten zusätzlich durch die Notwendigkeit die Position über die gesamte Aufnahmezeit nicht verändern zu dürfen, limitiert. Zusätzlich muss die Aufnahmeposition im MRT standardisiert werden, um vergleichbare und klinisch relevante Aussagen zu erhalten. Insbesondere die lagebedingte Formveränderung in Bauch oder Rückenlage bewirkt eine Weichteildeformierung und teilweise -komprimierung, die eine Beurteilung der tatsächlichen 3-D Brustform beeinträchtigt [5] [9] [10]. Somit ist eine Standardisierung der Aufnahmeposition ohne deformierende Verwendung von Brustringen, seitlich an den Armen aufliegenden Brüsten in Rückenlage oder nicht deformierten Brüsten in Bauchlage, durch häufig aufwendige Lagerungen unabdingbar. Zusätzlich ermöglichen die bestehenden MRT Kosten keine regelmäßige Kontrolle in kurzen Zeitabständen zur engmaschigen Evaluation der Resorptionsrate.

Die im Artikel angesprochene 3-D Körperoberflächenerfassung könnte die MRT Volumenbestimmung als engmaschige Evaluierungsmethode in bestimmten Bereichen ergänzen ([Abb. 1]). Bei standardisierter Aufnahmetechnik [11] zeigt sich eine ausreichend präzise, genaue, nicht untersucherabhängige, schnelle, nicht invasive, nicht deformierende 3-D Erfassung in stehender Patientenpositionierung, die eine virtuelle 3-D Analyse unterschiedlicher Körperregionen ermöglicht [5] [9] [10] [11] [12] [13]. Die 3-D Oberflächenaufnahme des Patienten kann virtuell in allen drei Freiheitsgraden gedreht werden, sowie Volumen-, Oberflächen-, Distanz-, Form-, Kontur- und Symmetrieanalysen durchgeführt und objektiv dokumentiert werden [2] [3]. Insbesondere die Brustvolumenbestimmung zeigt mit einer mittleren Abweichung von 2,52±1,17% ebenfalls eine hohe Präzision und korreliert signifikant (r=0,995, p<0,001) zu den Brustvolumenbestimmungen mittels MRT [5] [10].

Abb. 1 : Unterschiedliche Quantifizierungsmöglichkeiten am Beispiel der Brustregion: a) Streckenmessungen entlang der Modeloberfläche; b) Volumenmessungen; c) Flächenmessungen; d) Quantifizierung der Symmetrie durch Überlagerung der gespiegelten rechten Brust auf die linke Brust; e) und f) Visualisierung und Quantifizierung der Form- und Konturveränderung prä- zu postoperativ über eine sagittale Schnittebene und g) und h) über eine horizontale Schnittebene im zeitlichen Verlauf.

Im Vergleich zum MRT dauert die Aufnahmezeit je nach Komplexität der zu untersuchenden Region zwischen 2,5 Sekunden und wenigen Minuten. Die sich anschließende virtuelle Verarbeitung und Auswertung dauert in geübten Händen nicht länger als 30–45 min, vergleichbar zur MRT Datenerhebung (ca. 20 min) und MRT Datenauswertung (20 min). In [Abb. 1] sind die unterschiedlichen 3-D Quantifizierungsmöglichkeiten am Beispiel der Brustregion dargestellt. Neben Streckenmessungen entlang der Modeloberfläche ([Abb. 1a]), Volumenmessungen ([Abb. 1b]), Flächenmessungen ([Abb. 1c]), ist außerdem die Quantifizierung und Visualisierung der Symmetrie durch Überlagerung der gespiegelten rechten Brust auf die linke Brust möglich ([Abb. 1d]). Zusätzlich ist eine Visualisierung und Quantifizierung der Form- und Konturveränderung prä- zu postoperativ ([Abb. 1e] und [Abb. 1f]) über eine sagittale Schnittebene ([Abb. 1g]) und über eine horizontale Schnittebene ([Abb. 1h]) möglich. Dies erlaubt eine engmaschige patientenspezifische Evaluation der operativ bedingten Formveränderungen und ermöglicht regelmäßige Kontrollen in kurzen Zeitabständen zur Quantifizierung der Schwellneigung im zeitlichen Verlauf [4]. Zudem können diese Auswertungen in einem automatisch von der Analysesoftware generierten Report dokumentiert werden. Grundsätzlich wären diese Analysen mit spezifischer Software auch anhand der 3-D MRT Rekonstruktion möglich, jedoch ist die Aussagekraft aufgrund der lagebedingten Brustformveränderung im MRT limitiert. Es ist unbestritten, dass die Kernspintomografie zur Bewertung morphologischer Veränderungen nach autologem Lipotransfer das Mittel der Wahl bleibt. Die 3-D Körperoberflächenerfassung kann lediglich als engmaschige Verlaufskontrolle und als präzises und genaues Werkzeug zur Quantifizierung der Fettresorptionsrate dienen und steht bereits in anderen klinischen Einsatzgebieten als ergänzende Methode zur Verfügung [6] [8].