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DOI: 10.1055/s-0030-1249348
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Umwelt-ZahnMedizin
Publication History
Publication Date:
18 February 2010 (online)
Zu Beginn eines neuen Jahres ist jeder schwer bemüht, für sich, wie es so schön heißt, die Karten neu zu mischen. Wilde Entschlüsse werden gefasst, wie nie wieder Alkohol, Zigaretten oder Gummibärchen (meine Leidenschaft). Zumeist verlaufen sie, wie jedes Jahr, im Sande. Selbstverständlich gibt es auch ernst gemeinte Vorhaben und Pläne für das neue Jahr, beispielsweise seinen Horizont wieder einmal fachlich zu erweitern. So ging es mir zum Ende des letzten Jahres. Ich hatte das Gefühl, dass sehr vieles in der Zahnheilkunde schon gesagt, erklärt und demonstriert wurde, zugegeben nur noch nicht von jedem. Ich begann für mich und auch für die Leser der ZWR nach anderen, neuen Aspekten in der Zahnmedizin zu suchen.
Nun, es gibt keine Zufälle, in jedem Fall glaube ich das. Beim Studieren der Zeitschriften der Mitbewerber fiel mir aus einem der Hefte ein Flyer „Umwelt-ZahnMedizin“ entgegen und weckte meine Neugier. Eifrige Leser der ZWR wissen, dass ich an allem interessiert bin, was nicht unbedingt zum „Standardrepertoire“ in der Zahnmedizin gehört. Umwelt-ZahnMedizin, was ist das? Sie untersucht auf wissenschaftlicher Basis die Wechselbeziehung der Zähne, des Zahnhalteapparats und der zahnärztlichen Werkstoffe zum übrigen Organismus. Warum? In Mitteleuropa ist inzwischen jeder 4. Patient Allergiker. Jeder 3. Patient, älter als 40 Jahre, leidet an einer der klassischen systemischen Entzündungserkrankungen, wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen, chronische Infektionen, Darm-Herz-Kreislauferkrankungen oder Parodontopathien. Der chronisch kranke Patient kommt nicht nur in die Arztpraxen, sondern auch zu uns. In der Anamnese werden selbstverständlich Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Allergien/Unverträglichkeiten (?!) auf bestimmte Medikamente/Materialen abgefragt. Aber ziehen wir daraus auch die richtigen Schlüsse im Hinblick auf unsere Diagnose und Therapie? Dass Erkrankungen im oralen Bereich Einfluss auf die Entwicklung und Ausprägung chronischer Entzündungs- und Multisystemerkrankungen haben können, ist in der Zahnmedizin (z. B. Parodontopathien) Gottlob inzwischen angekommen. Aber ist uns wirklich bewusst, dass wir die Fachgruppe sind, die bei der Behandlung die meisten Fremdmaterialien in das System bringen? Das zahnärztliche Materialen gesundheitliche Probleme machen können, ist nicht neu. Alternative Diagnose- und Therapieansätze, wie Bioresonanz oder EAV, haben, wenn auch gegen viele wissenschaftliche Widerstände, in der zahnärztlichen Behandlung ihre überzeugten und oft auch sehr erfolgreichen Anhänger gefunden. Doch blieben all diese Verfahren ihre wissenschaftliche Nachprüfbarkeit schuldig. Nun gibt es andere Wege. Die labordiagnostische Medizin ist in den letzten Jahren ein großes Stück weitergekommen. Es ist nun in der Praxis möglich, ausgehend von der Anamnese, gezielt immunologische, toxikologische und genetische Untersuchungsmethoden präventiv und kurativ anzuwenden, um zu verhindern, dass zahnärztliche Maßnahmen einen negativen Einfluss auf chronisch entzündliche Krankheitsgeschehen ausüben. Aus diesen diagnostischen Möglichkeiten hat sich die Umwelt-Zahnmedizin als interdisziplinär ausgerichtete Disziplin für Zahnärzte, Ärzte und Zahntechniker entwickelt. Spannend! In dieser Ausgabe wird es den 1. Beitrag zu diesem Thema geben, in lockerer Folge werden weitere folgen.
„Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ (Victor Hugo) Für die Umwelt-ZahnMedizin sollte sie gekommen sein.
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