Diabetes aktuell 2010; 8(1): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1249299
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Gen-Forschung – Ursachen für Übergewicht und Adipositas

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Publikationsdatum:
26. Februar 2010 (online)

 

Übergewicht, Adipositas, Typ-2-Diabetes und weitere Erkrankungen des Stoffwechsels beruhen auf vielen Faktoren. Zu etwa 60 % bestimmt das Erbgut, ob Menschen übergewichtig werden. Weltweit suchen und erforschen Wissenschaftler beteiligte Gene, um neue Präventions- und Therapieansätze zu erhalten. Leipziger Forscher stellen beim 53. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) aktuelle Erkenntnisse zum Thema "Volkskrankheit Übergewicht: Liegt die Ursache in den Genen?" vor. Die Fachtagung der Hormon-Experten findet vom 3.-6. März 2010 in Leipzig statt.

Wissenschaftler der Universität Leipzig unter der Leitung von Professor Dr. med. Michael Stumvoll, Direktor der Medizinischen Klinik III, untersuchen Bereiche im Gehirn, die mit Nahrungsaufnahme, Essverhalten und Übergewicht zusammenhängen. Das aktuelle Projekt knüpft an internationale Erkenntnisse aus der Genforschung an: An insgesamt 3 759 Personen konnte nachgewiesen werden, dass eine Variante im sogenannten FTO-Gen mit einem erhöhten Körpergewicht zusammenhängen. FTO steht für fat mass and obesity associated. "Wir nehmen an, dass genetische Varianten wie die in FTO eher mit dem Essverhalten als mit dem Energieverbrauch zu tun haben", meint Stumvoll.

Die Forscher untersuchen deshalb jetzt, wie solche genetischen Varianten und das Essverhalten zusammenhängen. Ideal wäre, wenn Kalorienaufnahme und Energieverbrauch gleich hoch sind. Hunger und Sättigung reguliert das Gehirn über Hormone und andere Botenstoffe. Menschen mit Veränderungen im FTO-Gen könnten deshalb im Schnitt mehr wiegen, weil bei ihnen - genetisch programmiert - ein anderes Ideal vorliegt: Mehr Kalorien aufnehmen als verbrauchen.

Weltweit wird nach Genen und Genvarianten gesucht, die mit Erkrankungen des Stoffwechsels in Zusammenhang stehen. Die Leipziger Arbeitsgruppe um Stumvoll ist in diesem Bereich bereits seit längerem tätig: Sie untersuchten die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz auf Gene, die mit Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen zusammenhängen. Die sorbische Bevölkerung ist die einzige eigenständige Population in Mitteleuropa: Die heute lebenden rund 15 000 Sorben haben ihr Erbgut fast ausschließlich von wenigen Urahnen. Gene, die mit Erkrankungen in Verbindung stehen, lassen sich dadurch einfacher finden.

Pressemeldung idw 4.2.2010

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