Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(10): 445
DOI: 10.1055/s-0030-1249184
Editorial
Pneumologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumologie: Wo stehen wir heute?

Today’s position of pneumologyB. Schönhofer1 , T. Welte2
  • 1Abteilung für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Krankenhaus Oststadt-Heidehaus, Klinikum Region Hannover
  • 2Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. März 2010 (online)

Als Kongresspräsidenten freuen wir uns sehr, zum Anlass des 51. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) in Hannover dieses Schwerpunktheft vorlegen zu können.

Der Begriff Lungenkrankheiten wurden noch vor 100 Jahren praktisch ausschließlich mit Tuberkulose gleichgesetzt. Lungenkliniken entstanden daher folgerichtig weit außerhalb der städtischen Zentren, um das Übertragungsrisiko dieser Infektionskrankheit zu minimieren. Dies hat sich leider nur langsam verändert, obwohl die Tuberkulose behandelbar wurde und andere Lungenerkrankungen weiter in den Vordergrund rückten und zahlenmäßig wichtiger wurden.

Mit den obstruktiven Atemwegserkrankungen, der Pneumonie, dem Bronchialkarzinom und der Tuberkulose stehen inzwischen vier pneumologische Erkrankungen unter den TOP 10 weltweit. Die WHO hat kürzlich auf einer Konferenz über die zukünftige Bedeutung von Erkrankungen für die Weltgesundheitssysteme die COPD – noch vor den kardiovaskulären Erkrankungen – zur wichtigsten und teuersten Erkrankung des Jahrhunderts ernannt.

Die wachsende Bedeutung der Lungen- und Bronchialheilkunde zeigt sich auch darin, dass immer mehr Krankenhäuser Abteilungen für Pneumologie einrichten. Im zunehmenden Kontakt zwischen den Pneumologen und anderen Disziplinen wird die zentrale Bedeutung des Organs Lunge für viele Erkrankungsbilder deutlich. Eine wichtige neue Erkenntnis besteht darin, dass die Lunge einerseits bei Primärerkrankungen anderer Organsysteme beteiligt sein kann und dass andererseits pneumologische Patienten viele Begleiterkrankungen außerhalb der Lunge aufweisen.

Das hier vorgelegte Schwerpunktheft spiegelt die Vielfältigkeit der Pneumologie hervorragend wieder und wird ihrem steigenden Einfluss damit gerecht. Das Spektrum der Themen reicht von den klassischen Bronchialerkrankungen wie Asthma und COPD über die interstitiellen Lungenerkrankungen bekannter und unbekannter Genese, die Infektionskrankheiten bis hin zur Intensivmedizin. Bei der Themenauswahl war uns sehr daran gelegen, aktuelle kontrovers diskutierte Themen aufzugreifen. Auch wird die klinische Pneumologie in Form einer Kasuistik und des radiologischen Quiz berücksichtigt.

Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die Zukunft wird die Kohortenstudie COSYCONET im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Asthma und COPD in einem eigenen Artikel vorgestellt. COSYCONET ist das größte je in Angriff genommene Projekt der deutschen Pneumologie, und die meisten Pneumologen sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen Bereich werden daran beteiligt sein. Mit COSYCONET wird es uns gelingen, in einer der international wichtigsten Fragestellungen unserer Tage, der Bedeutung der Ko-Morbiditäten bei COPD, einen Standard zu setzen und möglicherweise wesentlich zur Beantwortung einiger Aspekte dieser komplexen Fragestellung beizutragen.

Mit diesem Themenheft liegt eine Art Standortbestimmung der Pneumologie vor. Wir sind sicher, dass damit auch die Attraktivität der Pneumologie für junge Mediziner unterstrichen wird. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und allen Besuchern des 51. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin einen fruchtbaren Gedankenaustausch und eine schöne Zeit in Hannover.

Prof. Dr. Bernd Schönhofer

Abteilung für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, Krankenhaus Oststadt-Heidehaus, Klinikum Region Hannover

Podbielskistr. 380

30659 Hannover