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DOI: 10.1055/s-0030-1247568
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Moderater Gebrauch von Cannabis
Moderate Use of CannabisPublication History
Publication Date:
24 February 2010 (online)
Prohibition von Alkohol und Cannabis-Prohibition
Die Geschichte des Umgangs mit Cannabis in den Industrieländern ist ähnlich lehrreich für das Konzept „Moderater Gebrauch” wie die des Umgangs mit Alkohol rund 50 Jahre früher.
1919 wurde in den USA – unter dem wesentlichen Einfluss des temperance movement – das 18th Amendment ratifiziert, in dessen Folge bis 1930 für die ganze USA die Alkoholprohibition galt. Ähnliche Gesetze waren während dieser Epoche ganz oder teilweise in Kanada, Russland und in der Sowjetunion, in Norwegen, Ungarn und Finnland in Kraft. Theoretische Grundlage der Prohibition war die Vorstellung, durch Konsum von Alkohol würde allen Menschen „Übles” eingeflößt, das Betroffene moralisch verderbe. Die Rettung vor diesem „Fluch” sei strikte Abstinenz auf individueller und Prohibition auf Staatsebene: „The curse is upon us and there is but one cure: Abstinence for the individual and prohibition for the state” [1].
Das 1930 in den USA gegründete „Federal Bureau of Narcotics” (FBN) übernahm die oben beschriebene Argumentation als Grundlage für die angestrebte und in einigen Staaten schon in Kraft gesetzte Cannabis-Prohibition. Gemäss dem FBN war Cannabis eine „Killerdroge”, die in der Lage sei, anständige Menschen in Mörder, Nymphomane und Wahnsinnige zu verwandeln [2]. Über die Gründe, die verschiedene Länder dazu bewogen, der offensichtlich absurden Argumentation des FBN zu folgen und Cannabis zu verbieten, existieren vor allem zwei Theorien: Die wichtige Rolle, die der Chemiekonzern DuPont bei der Kriminalisierung von Cannabis spielte, veranlasste Jack Herer in seinem Buch „The Emperor Wears No Clothes” [3] zu behaupten, DuPont hätte die Kriminalisierung aus Konkurrenzgründen betrieben. DuPont habe zuvor ein Verfahren zur Papiergewinnung aus Holz patentieren lassen, das demjenigen aus Hanfmark allerdings in mehrerer Hinsicht unterlegen sei. Alternativ werden rassistische Gründe aufgeführt, die verschiedene Regierungen veranlasst hätten, nur noch den mehr Schäden verursachenden Alkohol zur Rauscherzeugung zuzulassen.
Literatur
- 1 Arthur TS. Grappling with the monster, 1854 (ebook). http://www.bookrags.com/ebooks/13509/) 8.12.2009;
-
2
http://drugpolicycentral.com/bot/images/killerdrug.jpg
3.12.2009;
- 3 Herer J. The Emperor Wears No Clothes: The Authoritative History of the Cannabis Plant. 11 ed. Ah Ha Publishing, Quick American Archives; 2009
-
4
The Cannabis Years Documentary: BBC Time Shift
http://www.blogcatalog.com/search.frame.php?term=history+of+cannabis&id=c3c1e627f75cfc9c4f4971d613ef6186
3.12.2009;
-
5
Manche mögen Marihuana – Privatfilm mit kiffender Marilyn Monroe entdeckt
http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,664687,00.html
2.12.2009;
- 6 Schaub M, Fanghaenel K, Stohler R. Reasons for cannabis use: patients with schizophrenia versus matched healthy controls. Aust N Z J Psychiatry. 2008 December; 42 ((12)) 1060-1065
- 7 Gelpke R. Vom Rausch im Orient und Okzident, s.84. Ernst Klett. 1982;
- 8 Michaux H. L’infini turbulent, s.146. Mercure de France. 1957; (zitiert nach [7])
- 9 McPartland J, Guy G. The evolution of Cannabis and coevolution with the cannabinoid receptor – a hypothesis.. In: Guy G, Whittle B, Robson P, Hgs. The Medicinal Uses of Cannabis and Cannabinoids. London: Pharmaceutical Press; 2004
- 10 Lonzano BE, Stephens RS, Roffman RA. Abstinence and moderate use goals in the treatment of marijuana dependence. Addiction. 2006; 101 ((11)) 1589-1597
- 11 Room R, Rehm J. Commentary on Hickman et al. The place of risk in drug policies. Addiction. 2009; 104 ((11)) 1862-1863
Korrespondenzadresse
R. Stohler
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Zentrum für Abhängigkeits-erkrankungen Forschungsgruppe
Substanzstörungen
Selnaustraße 9
8032 Zürich
Email: rudolf.stohler@puk.zh.ch