Frauenheilkunde up2date 2010; 4(3): 187-215
DOI: 10.1055/s-0030-1247392
Gynäkologische Spezialgebiete und Methoden

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Grundlagen der Labordiagnostik und assistierten Reproduktionstechnologie in der Frauenheilkunde

R. Dittrich, M. W. Beckmann, R. Strick, H. Parsch, A. Müller
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Publication Date:
24 June 2010 (online)

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Kernaussagen

In der Frauenheilkunde nimmt die Labordiagnostik eine wichtige Stellung ein – insbesondere in der gynäkologischen Endokrinologie und bei zentralen Bereichen der Reproduktionsmedizin, zunehmend aber auch im Teilgebiet der gynäkologischen Onkologie. Für die qualitative und quantitative Hormondiagnostik werden heute vor allem immunologische Testverfahren eingesetzt. Bei genetischen Fragestellungen stehen hingegen molekularbiologische Verfahrenstechniken wie Sequenzierung, PCR, Elektrophoresen und damit verbundene antikörperbasierte Verfahren wie ELISA im Vordergrund der diagnostischen Möglichkeiten.

Für die Interpretation der Laborergebnisse gelten bestimmte Referenzbereiche oder auch Grenzwerte, die jedoch ihrerseits von verschiedenen zu berücksichtigenden Parametern abhängig sind. Hinsichtlich der Qualitätssicherung der medizinischen Laborleistungen gelten als Minimalforderung die Richtlinien der Bundesärztekammer in ihrer neuesten Fassung (RLIBÄK 2008).

Die diagnostischen Maßnahmen in der gynäkologischen Endokrinologie dienen in erster Linie der Diagnose oder Behandlung der Ovarfunktionsstörung (u. a. Poly-, Oligo-, Amenorrhö). Je nach Fragestellung werden hier die folgenden Hormone untersucht: LH, FSH, SHBG, Dehydroepiandrosteron, Androstendion, Testosteron, Progesteron, Östradiol, Prolaktin, hCG, Cortisol, Anti-Müller-Hormon und 17α-OH-Progesteron. Meist erfolgt dies nicht in Form von Hormoneinzelbestimmungen, sondern im Rahmen einer Hormonbasisdiagnostik, während der Schwangerschaft oder auch zur Zykluskontrolle in der Reproduktionsmedizin. Zusätzlich sind ggf. Untersuchungen zur Schilddrüsenfunktion erforderlich.

In der gynäkologischen Onkologie werden im Labor vor allem folgende Tumormarker bestimmt: CA 15–3, CA 125, CEA und SCC. Dabei eignen diese sich nicht zu Screeningzwecken, sondern dienen vielmehr der Therapie- und Verlaufskontrolle.

Labordiagnostik in der Frauenheilkunde beschränkt sich aber nicht nur auf Hormonbestimmungen, sondern untersucht anhand bestimmter Funktionstests auch das Vorliegen einer Insulinresistenz (oraler Glukosetoleranztest), einer Nebennierenrindeninsuffizienz (ACTH-Test) oder die Stimulierbarkeit der Hypophyse (GnRH-Test). Und genetische Störungen, wie z. B. Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, genetisch bedingte Azoospermie, Faktor-V-Leiden-Mutation oder das Vorliegen einer kongenitalen adrenalen Hyperplasie (AGS) werden mithilfe molekularbiologischer Methoden untersucht.