Zentralbl Chir 2010; 135(4): 380-383
DOI: 10.1055/s-0030-1247330
Kongressbeitrag

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Chirurgie des alten Menschen: Ergebnisse einer Befragungsstudie

Surgery of the Elderly: Results of a Questionnaire SurveyA. Troja1 , W. Teichmann2 , K. J. Oldhafer1
  • 1Allgemeines Krankenhaus Celle, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Celle, Deutschland
  • 2Asklepios Klinik Altona, Chirurgische Klinik I, Hamburg, Deutschland
  • 3Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg, Deutschland
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Publication Date:
27 July 2010 (online)

Einführung

Aufgrund der demografischen Entwicklung in den Industriestaaten und damit auch in Deutschland wird sich der Anteil der älteren Patienten insgesamt stetig erhöhen. Innerhalb der letzten 150 Jahre ist die durchschnittliche Lebenserwartung in jeder Dekade um 2,3 Jahre gestiegen, sodass z. B. der Anteil der 80–85-Jährigen innerhalb der letzten 50 Jahre um 240 % gestiegen ist. Eine ähnliche Entwicklung gilt für die 70 bis 80-Jährigen und die Hochbetagten d. h. über 90-Jährigen. 

Bereits in den 80er-Jahren hatten Nobbe und Ahnefeld [1] in einer Studie an über 11 000 Patienten dargelegt, dass mit ansteigendem Alter auch die Begleiterkrankungen zunehmen. Dieses Erkennen der besonderen Probleme im Senium macht eine differenzierte Betrachtung der Chirurgie beim alten Patienten notwendig. So sind es nicht nur die allgemeine kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und die Muskelmasse, die abnehmen. Auch auf molekularer Ebene wissen wir mittlerweile, dass sich z. B. das Mitochondrienvolumen und die Aktivität der Enzyme reduzieren. Des Weiteren kommt es zur funktionellen Beeinträchtigung von verschiedenen Signaltransduktionswegen aufgrund von freien Radikalen und Stickoxiden, sodass insgesamt eine verminderte Leistungsfähigkeit und eine Beeinträchtigung der Adaptationsmöglichkeiten des Körpers im Alter bestehen [2]. 

Für die Chirurgie wie für die gesamte Medizin bedeutet dies ein zunehmendes Patientenaufkommen in der Zukunft. Aufgrund der Altersentwicklung schätzt man allein eine Zunahme der Malignome bis zum Jahre 2030 um ca. 50 %. Der Anteil der über 60-Jährigen beträgt bei den häufigsten Malignomen (Prostata, Darm, Lunge, Pankreas, Magen, Blase) bereits heute über 80 %, weshalb das Malignom prinzipiell eine Erkrankung des älteren Menschen ist. Gleichzeitig erhöht sich die Morbidität beim alten Menschen, was die Betreuungsnotwendigkeit intensiviert [3]. Aufgrund der Multimorbidität mit zunehmendem Alter, der vermehrten Operabilität durch verbessertes perioperatives Monitoring, verbesserte intensivmedizinische Betreuung postoperativ und zunehmend minimalinvasive Operationstechniken wird sich der Bedarf an den „alters-chirurgisch“ tätigen Ärzten erhöhen. Ob eine Abgrenzung eines speziell ausgebildeten „Alterschirurgen“ sinnvoll erscheint, ist Gegenstand der weiteren Diskussion. 

Die Chirurgie des älteren Menschen war Thema der 183. Jahrestagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen im Juni 2009 in Celle. Anlässlich der aktuellen Standortbestimmung zu diesem Thema wurde ein Fragebogen an die Teilnehmer verteilt. Die Auswertung und Interpretation werden in dieser Arbeit vorgestellt. 

Literatur

  • 1 Nobbe F, Ahnefeld F W, Heinrich H. Multimorbidity and surgical risk.  Chirurg. 1984;  55 65-69
  • 2 Wenk H. Gefäßchirurgie bei älteren Patienten.  Chirurgische Praxis. 2005;  64 635-646
  • 3 Hamrick I, Weiss G, Lippert H et al. Geriatric problems in the perioperative management of surgical interventions.  Zentralbl Chir. 2005;  130 41-47
  • 4 Mohr H. Biologische Grenzen der Medizin.  Nova Acta Leopoldina NF. 1997;  76 227-236
  • 5 Harley C. Telomere loss: Mitotic loss or genetic time bomb?.  Mutal Res. 1991;  256 271-282
  • 6 Schriefers H. Alt sein und alt werden. Festvortrag, 25-Jahrfeier Universität Ulm. In: Ulmensien ed; Ulm: Universitätsverlag; 1993: 82–92
  • 7 Umscheid T. Qualitätsmanagement infrarenales Bauchaortenaneurysma.  Gefäßchirurgie. 2001;  6 194-200
  • 8 Piso P, Bektas H, Werner U et al. Comparison between treatment results for gastric cancer in younger and elderly patients.  Zentralbl Chir. 2002;  127 270-274
  • 9 Wellmann K, Wenk H. Risiko der Alterschirurgie bei der operativen Versorgung des Aortenaneurysmas. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.–30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0256
  • 10 Ganai S, Lee K F, Merrill A et al. Adverse outcomes of geriatric patients undergoing abdominal surgery who are at high risk for delirium.  Arch Surg. 2007;  142 1072-1078
  • 11 Hauschildt J, Starp F, Lehnert T. Die Chirurgie des kolorektalen Carcinoms bei älteren und alten Patienten. Posterpräsentation der 183. NWCH Sommertagung. Celle; 2009; P17. Im Internet http://www.mcn-nuernberg.de/nwch-abstracts/183nwch/abstracts-2009-1-PO.html; Datum des Zugriffs: 12.7.2010
  • 12 Schiffmann L, Ozcan S, Schwarz F et al. Colorectal cancer in the elderly: surgical treatment and long-term survival.  Int J Colorectal Dis. 2008;  23 601-610
  • 13 John S, Fuhlrott M, Lehnert T. Onkologische Eingriffe an der Speiseröhre beim älteren Menschen – Erfahrungen aus fünf Jahren Ösophaguschirurgie. Posterpräsentation der 183. NWCH Sommertagung Celle; 2009; P20. Im Internet http://www.mcn-nuernberg.de/nwch-abstracts/183nwch/abstracts-2009-1-PO.html; Datum des Zugriffs: 12.7.2010
  • 14 Gregor S, Gaitzsch A. Die periphere Gefäßchirurgie des hochbetagten Patienten. Indikationen, Comorbidität, perioperatives Management und Outcome anhand von vier Fallbeispielen und einer systematischen Literaturanalyse.  Zentralbl Chir. 2006;  131 265 (P72)

Dr. Achim Troja

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