OP-Journal 2009; 25(3): 160-168
DOI: 10.1055/s-0030-1247109
Artikel zum Leitthema

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erstbehandlung von Frakturen mit offenem und geschlossenem Weichteilschaden

Primary Treatment of Fractures with Open and Closed Soft–Tissue LesionsThomas Lein, Klaus–Jürgen Engler, Falko Moritz, Felix Bonnaire
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Januar 2010 (online)

Zusammenfassung

Offene Knochenbrüche sind ernste unfallchirurgische Notfallsituationen. Sie verlangen von allen Beteiligten ein dringliches und wohlüberlegtes effizientes Handeln. Die Taktik der Versorgung in den ersten Stunden kann über völlige Heilung (restitutio ad integrum) oder lebenslange Invalidität entscheiden. Das Erkennen des vorliegenden Gewebetraumas und die daraus resultierenden therapeutischen Konsequenzen erweisen sich im gesamten Management als problematische Schnittstelle. Dies gilt für offene Frakturen wie auch für Frakturen mit einem geschlossenen Weichteilschaden, da hier das Erkennen des Ausmaßes der Schädigung noch schwieriger ist. Eine sichere und rasche Knochenbruchheilung ist nur bei vitalem Weichteilmantel erreichbar. Es gilt daher, eine sekundäre Schädigung der Weichteile sowohl frakturbedingt als auch iatrogen zu vermeiden. Durch verbesserte Kenntnisse der Weichteilversorgung konnte die Komplikationsrate in der Versorgung gesenkt werden, und die Indikation zu primär internen Verfahren kann heute weiter gestellt werden. Bei Brüchen mit erheblichem Weichteilschaden war lange Zeit nach Débridement im Regelfall eine äußere Stabilisierung mit Fixateur externe und nachfolgende Wundabdeckung der unmittelbaren definitiven Frakturversorgung vorzuziehen und die weitere Versorgung durch ein individuell abgestuftes Therapiekonzept zu bestimmen. Minimalinvasive Platten– oder Nagelsysteme haben hier zu einem Umdenken geführt und können unter Beachtung der vorliegenden Konditionen auch in der Primärversorgung von Frakturen mit begleitendem Weichteilschaden zur Anwendung kommen.

Abstract

Open bone fractures constitute serious emergency situations in trauma surgery. They demand an urgent and well considered management by all involved medical personnel. The treatment strategy chosen in the first hours can decide between complete cure (restitutio ad integrum) or life–long invalidity. The recognition of the actually existing tissue trauma and the therapeutic consequences based thereupon represent a problematic interface in the entire management plan. This holds equally for open fractures as well as for fractures with closed soft–tissue damage. In the latter case, recognition of the extent of the lesion is even more difficult. A rapid and certain healing of the bone fracture is only possible with a vital soft–tissue cover. It is thus extremely important to avoid secondary damage to the soft tissues due to the fracture or of an iatrogenic nature. The improved knowledge of soft–tissue management can reduce the incidence in complications in trauma care and today allows a broader indication for primary closed procedures. For a long time in cases of fractures, the preferred treatment involved debridement followed in general by an external stabilisation with an external fixateur and subsequent wound coverage rather than a direct definitive fracture management. Further treatment is determined by an individually adapted therapy concept. Minimally invasive plate or nailing systems have now led to a reconsideration of the situation and such systems can also be used in the primary management of fractures with accompanying soft–tissue lesions in dependence on the actual situation.