Z Gastroenterol 2010; 48 - P4_02
DOI: 10.1055/s-0029-1246496

Differentieller funktioneller Einfluss der HBs-Immune-Escape Varianten G145R und P120T auf die Replikationseffizienz von Lamivudine-resistenten HBeAg-positiven und HBeAg-negativen Hepatitis B Virus Mutanten

S Amini-Bavil-Olyaee 1, C Trautwein 1, F Tacke 1
  • 1Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen, Aachen

Einleitung: HBsAg-mutierte Immune-Escape-Varianten des Hepatitis B Virus (HBV) sind eine Herausforderung, weil sie zu Impfversagen, HBV Reaktivierung und Versagen diagnostischer Tests führen können. Jüngste Daten beschreiben die häufige Selektion von Immune-Escape Mutanten in Leukozyten-Kompartimenten infizierter Patienten. Dies könnte insbesondere bei Patienten unter Langzeittherapie und mit komplexen Mutationen ein besonderes Problem darstellen.

Ziele: Untersuchung des funktionellen Einflusses der häufigsten Immune-Escape Mutationen sG145R und sP120T auf Replikationsfähigkeit und Medikamentenempfindlichkeit typischer HBV-Varianten mit Lamivudine (LAM)-Resistenz und HBeAg-Negativität (Präcore- /PC und basaler Core Promoter /BCP-Mutationen).

Methodik: Replikationskompetente HBV-Konstrukte mit sG145R oder sP120T plus LAM-Resistenz (rtM204I, rt180M/rtM204V) wurden generiert, mit PC- bzw. BCP-Mutationen kombiniert und auf Replikationsfähigkeit in vitro getestet.

Ergebnisse: Die sG145R Mutation vermindert signifikant HBsAg und kann die sonst reduzierte Replikation LAM-resistenter HBV-Stämme bis auf Wildyp-Virus-Niveau steigern. Gleichzeitige PC- oder BCP-Mutationen erhöhen die Replikation zusätzlich. Die sP120T Mutation vermindert ebenfalls HBsAg, aber kann die Replikation LAM-resistenter Konstrukte nicht beeinflussen. Erst durch zusätzliche PC- oder BCP-Mutationen können diese Varianten das Wildtyp-Virus-Niveau erreichen. In allen Klonen mit kombinierten Immune-Escape- und LAM-Resistenzmutationen können die Nukleotidanaloga Adefovir oder Tenofovir effizient die Replikation in vitro supprimieren.

Schlussfolgerungen: Wir zeigen einen differentiellen funktionellen Einfluss von Immune-Escape-Mutationen auf die Replikationsfähigkeit und Medikamentenempfindlichkeit komplexer HBV-Mutanten, was die Bedeutung einer engen virologischen und klinischen Überwachung unter HBV-Therapie und überlegte Therapieanpassungen bei der Selektion bestimmter Mutations-Muster unterstreicht.