Z Gastroenterol 2010; 48 - P2_88
DOI: 10.1055/s-0029-1246467

Stammesspezifische Unterschiede zwischen C57BL/6J und DBA2/J nach Behandlung mit Diethylnitrosamin (DEN)

SN Weber 1, F Lammert 1
  • 1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Hintergrund: Die Mechanismen der genetischen Prädisposition zur Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) sind bis heute weitgehend ungeklärt. Vor kurzem konnte gezeigt werden, dass eine 48-stündige Behandlung von Mäusen mit Diethylnitrosamin (DEN) die frühen Ereignisse der Leberkarzinogenese widerspiegelt (Naugler et al., Science, 2007). Um Gene und Gen-Gen-Interaktionen zu identifizieren, sollen genomweite „quantitative trait locus“ (QTL)-Analysen in einer murinen Referenzpopulation durchgeführt werden. Als Referenzpopulation dienen BXD-Linien, die durch eine F2-Kreuzung aus C57BL/6J und DBA2/J generiert wurden, wobei aus den F2-Nachkommen über 20 Generationen an Geschwisterverpaarungen stabile Linien, die für alle Allele homozygot sind, erzeugt wurden.

Methodik: Um die HCC-Initiation zu charakterisieren, wurde den Parentalstämmen der BXD-Linien, C57BL/6J und DBA2/J, einmalig DEN intraperitoneal (100mg/kg KG) injiziert. Nach 48 Stunden wurden die Lebern entnommen und mit unbehandelten Kontrollen verglichen. Durch Vergleich der Proliferations- und Apoptoseraten, der Interleukin (IL)-6-Spiegel und der Leberenzyme wurden stammes- und geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht.

Ergebnisse: Die DEN-Behandlung führt zu einer signifikanten Erhöhung der Apoptoserate in C57BL/6J-Mäusen (4,41±0,71%) im Vergleich zu DBA/2J (0,45±0,05%). Auffällig ist vor allem, dass C57BL/6J-Weibchen die höchste Apoptoserate zeigen (6,22±0,84%). Die Proliferationsrate war zwischen den Stämmen nicht signifikant verändert, allerdings zeigen C57BL/6J erhöhte ALT-Aktivität und eine erhöhte IL-6-Expression.

Schlussfolgerungen: Die stammes-spezifischen Unterschiede zwischen C57BL/6J und DBA2/J zeigen, dass genetische Faktoren an der Initiation des HCC in unserem Modell beteiligt sind. Basierend auf diesen Ergebnissen können QTL-Analysen durchgeführt werden, um Gene zu identifizieren, die die frühe Hepatokarzinogenese modifizieren.

Literatur: Naugler WE, Sakurai T, Kim S, Maeda S, Kim K, Elsharkawy AM, Karin M. Gender disparity in liver cancer due to sex differences in MyD88-dependent IL-6 production. Science. 2007 Jul 6;317(5834):121-4.