Pneumologie 2009; 63 - A16
DOI: 10.1055/s-0029-1243738

Spirometrie bei Kindern im Einschulalter (6 Jahre): eine Referenzwertstudie

H Kalhoff 1, R Breidenbach 2, HJ Smith 3, W Marek 4
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dortmund
  • 2Gesundheitsamt Dortmund
  • 3Cardinal Health, Höchberg
  • 4Institut f. Arbeitsphysiologie, Augusta-Kranken-Anstalten, Bochum

Hintergrund: Lungenfunktionsmessungen sind wichtig um bereits im Kindesalter Atemwegserkrankungen zu erkennen und gezielt therapieren zu können. Neue Referenzwerte sollten Entwicklungen in der Population (u.a. Body-Mass-Index: BMI) und ebenso Fortschritte in der Messtechnik berücksichtigen.

Methodik: Von Juni 2007 bis Juni 2008 wurde im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung bei 518 Kindern (6,01±0,25 Jahre) eine spirometrische Messung durchgeführt (MasterScreen IOS). Erfasst wurden: Forcierte Vitalkapazität (FVC), Einsekundenkapazität (FEV1), maximale exspiratorische Atemstromstärke (PEF) und die maximalen exspiratorischen Atemstromstärken bei 75, 50 und 25% der inspiratorischen Vitalkapazität (MEF75, MEF50, MEF25). Für die Auswertung wurden nur Kinder mit maximaler Ausatmungsdauer (TE) größer als 1,0 Sekunden berücksichtigt (die Messwerte wurden verglichen mit den Referenzdaten von Zapletal, 1987).

Ergebnisse: Die Probanden (241 Jungen, 277Mädchen) zeigten eine Körperlänge von 118±5,24cm, ein Körpergewicht von 22,5±3,98kg und einen mittleren BMI von 16,0±1,96 (12,7 bis 27,6), was die neuesten Daten der Kindergesundheitsstudie (KIGGS, 2007) bestätigt. Während FEV1 und FVC weitgehend den bisherigen Normwerten entsprachen (101±14,9 bzw. 95,4±13,6%), lagen die Atemströmungswerte bei forcierter Exspiration (PEF, MEF75, 50, 25) niedriger (Bereich von 68,9±13,6 bis 75,9±26,6%) als die bisher verwendeten Normwerte. Die weitere Analyse zeigte eine Beziehung zwischen der Atemstromstärke bei forcierter Exspiration und der Ausatmungsdauer. Wir fanden keine wesentliche Abhängigkeit der ermittelten Lungenfunktionsparameter vom BMI.

Schlussfolgerungen: Die bisher verwendeten Normwerte überschätzen möglicherweise die Atemstromstärken im forcierten Exspirationsmanöver (TE >1s) bei Einschulkindern. Eine Erhöhung des BMI führt mit 6 Jahren (noch) nicht zur Beeinträchtigung der forcierten Spirometrie. Eine standardisierte Spirometrie kann bei vielen Kindern zuverlässig bereits im Vorschulalter durchgeführt werden.