Pneumologie 2009; 63 - A15
DOI: 10.1055/s-0029-1243737

Sollmittel- und Sollgrenzwerte für die Spirometrie – Wie werden/wurden sie bestimmt?

PO Degens 1, R Merget 1
  • 1Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum

Einleitung: Für epidemiologische Fragestellungen, insbesondere Längsschnittuntersuchungen, ist der Sollmittelwert von großer Bedeutung. Im Einzelfall beurteilt man aber bei der Begutachtung den Sollgrenzwert, das 5%-Quantil. Zur Beurteilung der intraindividuellen Verschlechterung liegen meist keine belastbaren Daten vor.

Methoden: Es können primitive Modelle zu primitiven Schätzern, Soll- und Sollgrenzwerten führen: z.B. bei den EGKS-Sollwerten ergibt sich aus einer abgebrochenen Grade (zwischen 18 und 25 Jahren wird das Alter auf 25 Jahre festgesetzt) ein Hockeyschlägermodell. Sollmittelwert und Sollgrenzwert können sich im Verlauf unterscheiden: In der Literatur wird die Differenz zwischen beiden Quantilen unterschiedlich beurteilt:

EGKS

als konstant

NHANES

als proportional zur Körpergröße

SAPALDIA

als unabhängig von der Körpergröße, leicht quadratisch vom Alter abhängig.

Somit ist die Frage ob bei älteren Personen die Streuung der Lungenfunktionswerte etwa so groß, geringer oder größer ist als bei jungen Personen (etwa 25-Jährigen) ungeklärt.

Für die glaubwürdige Schätzung des unteren Grenzwertes benötigt man 10-mal so viele Messwerte wie für den Sollmittelwert; etwa 1500 Probanden eines Geschlechts. Da man die Raucher und Kranken nicht mit in die Berechnungen eingehen lässt, also etwa 5000 Personen, wie in der SAPALDIA-Studie und in den 3 Ethnien der NHANES-Studie.

Ergebnisse: Will man Soll- und Sollgrenzwerte für Kinder und Erwachsene gemeinsam erstellen, ergeben sich Schwierigkeiten. Die übliche Darstellung der Lungenfunktion über die Zeit (interpretiert als Alter) bei fester Körpergröße ist nicht sinnvoll, da die Kinder wachsen. Man muss also zu „Tricks“ greifen, um vergleichbare Kurven zu zeigen. Hankinson zeigt daher in seinen Grafiken nur Mittelwerte von Altersklassen je zweier Jahre.

Diskussion: Man kann Sollwerte von 8 bis 80 Jahren derzeit nicht empfehlen. Eine Schätzung mithilfe des 25%-Quantils könnte bei der Definition des unteren Sollgrenzwertes helfen.