Pneumologie 2009; 63 - A10
DOI: 10.1055/s-0029-1243732

Kardiale Beanspruchungen von Freizeitskifahrern – Eine Pilotstudie zum Herzfrequenzprofil im alpinen Skilauf

E Marek 1, J Volke 1, W Marek 2, G Jendrusch 1, P Platen 1
  • 1Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung, Ruhr-Universität Bochum
  • 2Institut für Arbeitsphysiologie an der Augusta Krankenanstalt, Bochum

Einleitung: Untersuchungen im alpinen Skilauf wurden bisher meist unter Labor- oder Feldbedingungen an ausgewählten Pisten(abschnitten) mit der Frage nach dem leistungsphysiologischen Anforderungsprofil durchgeführt. Wenig bekannt ist bisher das Herzfrequenzprofil von Freizeitskiläufern über den Skitag hinweg. Zur Beantwortung der Frage nach altersbezogenen Beanspruchungsprofilen, wurden daher Belastungsdauer und Herzfrequenzprofile von Freizeitskifahren im Alter von 30–60 Jahren untersucht.

Methoden: Eingeschlossen wurden 29männliche Freizeitskiläufer, eingeteilt in drei Altersklassen: Gruppe 1=30–39 Jahre (n=4), Gruppe 2=40–49 Jahre (n=13), Gruppe 3=50–59 Jahre (n=12). Die Skifahrer verbrachten 3–4 Tage im Skigebiet von Saas Fee (Schweiz; 1.800–3.500m) und wählten den Umfang ihrer skisportlichen Aktivitäten selbst. Beginnend mit einer Ruhemessung wurde das Herzfrequenzprofil aufgezeichnet. Bestimmt wurden die Gesamtdauer der Aktivität, die minimale, maximale sowie die mittlere Herzfrequenz. In weiterführenden Analysen wurde die Dauer der Beanspruchungen, in 5 verschiedenen Bereichen der Herzfrequenzreserve (HRR=fCmax– fCRuhe: 0 –19, 20–39, 40–59, 60–79 und 80–100%) ermittelt. Ergebnisse: Die Gesamtaktivitätszeiten betrugen in Gruppe 1 340±18min, 368±28min in Gruppe 2 und 356±24min in Gruppe 3. Diese unterschieden sich nicht signifikant. Die mittlere Herzfrequenz über den gesamten Skitag war vergleichbar in allen Gruppen. Die 1. Gruppe verbrachte 77,2±17,4% ihrer Skitages bei einer Herzfrequenz >21% der HRR, Gruppe 2 hingegen 61,5±17,5% (2p<0,01). Gruppe 3 hielt sich zu 82,5±15,6% ihres Skitages im Bereich einer Herzfrequenz >21% der HRR auf (2p<0,001). Die Beanspruchungen der Gruppen 1 und 2 lagen während der Aktivitätsdauer zu 6,6% bzw. 5,2% im Bereich von >60% der HRR, während die älteren Probanden (Gruppe 3) mit einem Anteil von 13,2% doppelt so lang „hoch beansprucht“ waren. Während die Gesamtdauer der Aktivität mit etwa 6 Stunden/Skitag in den drei Altersgruppen vergleichbar war, lag die mittlere Herzfrequenz in der Altersgruppe 2 am niedrigsten. Definiert man den Bereich >21% der HRR (>95min–1) als „sportliche“ Betätigung, so ist es überraschend, das die einzelnen Gruppen zwischen 60–80% ihrer Skitages dort aufhalten. Fazit: Altersbezogen zeigten sich bemerkenswerter Weise die größten kardialen Beanspruchungen in der Gruppe der über 50-jährigen. Die mittleren Herzfrequenzmaxima in dieser Gruppe von 160±16min–1 unterstreichen zusätzlich die hohe kardiale Beanspruchung. Zur Minimierung des kardialen Risikos sollten regelmäßige sportmedizinische Untersuchungen (mit Belastungs-EKG) bei älteren Skiläufern durchgeführt werden.