Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226 - R28
DOI: 10.1055/s-0029-1243677

Dysfunktion der Meibomdrüsen (MGD) – ein unterschätztes Krankheitsbild

E Knop 1, N Knop 2, H Brewitt 3, U Pleyer 4, PW Rieck 4, B Seitz 5, F Schirra 5
  • 1Berlin – Forschungslabor Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • 2Hannover – Abt. für Zellbiologie in der Anatomie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 3Hannover – Ressort Trosckenes Auge im BVA
  • 4Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow
  • 5Homburg/Saar – Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)

Hintergrund: Obstruktive Dysfunktion (im engl. Meibomian Gland Dysfunction, MGD) der lipid-bildenden Meibomdrüsen des Augenlides, praktisch synonym mit hinterer Blepharitis, führt zum Mangel von Öl auf dem Lidrand und Tränenfilm und ist ein häufiger Grund des Trockenen Auges, wird aber klinisch noch unterdiagnostiziert und nicht regelmäßig von einer vorderen Blepharitis getrennt.Methode: Eigene Befunde von normalen und veränderten Meibomdrüsen werden dargestellt und in den Kontext einer Übersicht der aktuellen Literatur gestellt. Ergebnisse: Das Plattenepithel des freien Lidrandes zieht in den terminalen Teil des zentralen Ganges der Meibomdrüsen hinein und bildet einen Ausführungsgang. Die Struktur der Meibomdrüsen weist erhebliche Ähnlichkeit mit dem Haarfollikel der Wimpern auf und beide haben einen ähnlichen embryologischen Entwicklungsgang. Das Epithel des gesamten Gangsystems der normalen Meibomdrüsen besitzt ein 3- bis 4-schichtiges Plattenepithel, das bei genauer Untersuchung bereits Anzeichen einer beginnenden Verhornung, in Form von Keratohyalingranula zeigt. Bei Obstruktion der Meibomdrüsen durch überschießende Verhornung des Ausführungsganges und der Öffnung finden sich degenerative Veränderungen des Drüsengewebes im Sinne einer Dilatation des Gangsystems und einer Atrophie der sekretorischen holokrinen Drüsenazini. Schlussfolgerungen: Die Tatsache, dass die Meibomdrüsen in Struktur und Entwicklung den Haarfollikeln sehr ähnlich sind und bereits physiologisch Vorstufen einer Verhornung des Gangsystems zeigen erklärt, dass überschießende Verhornung eine typische Pathologie darstellt. Die Pathogenese ist von endogenen und exogenen Faktoren abhängig, deren komplexes Zusammenspiel in einem Flussdiagramm dargestellt und diskutiert wird.