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DOI: 10.1055/s-0029-1243587
Suchtpolitik und Suchttherapie in Europa – Perspektiven aus der Türkei
Thema des Arbeitskreises wird die Beschäftigung mit zwei konkreten Beispielen von EU-Twinning-Projekten im Drogenbereich sein. Zum einen wird über die Situation in Zypern berichtet, zum anderen werden Inhalte und Arbeitsweisen des derzeit laufenden deutsch-griechischen Projekts mit der Türkei dargestellt und diskutiert.
Ursprünglich waren Twinning Projekte als reine Verwaltungspartnerschaften gedacht, d.h. Experten aus den Verwaltungen der sog. alten Mitgliedsstaaten stellten den Verwaltungen der Beitrittskandidaten ihr Know How zur Verfügung. Twinning sollte eine Unterstützung der Kandidaten und neuen MS bei Übernahme des sog. “Acquis Communautaire“, des „Gemeinsamen Besitzstands“ aller Gesetze, Verordnungen und Rechtsnormen leisten.
Inzwischen ist der Kreis des Experten weit über die eigentlichen Verwaltungsmitarbeiter gewachsen. Denn oft wird in den Projekten neben der Entwicklung von Gesetzen oder Verwaltungsvorschriften und deren Umsetzung konkrete Unterstützung beispielsweise beim Aufbau neuer Institutionen, therapeutischer Konzepte, Verbesserung des wissenschaftlichen Know-hows oder der Einbeziehung der Zivilgesellschaft benötigt.
Konkret wird die Türkei beim Aufbau des nationalen REITOX-Knotenpunkts für die EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) unterstützt, was neben dem Aufbau der eigentlichen Institution z.B. die Unterstützung bei der Durchführung von Bevölkerungsumfragen erfordert. Die Ergebnisse bisher durchgeführter Untersuchungen ergeben noch kein klares Bild dessen, wie groß die Prävalenz des illegalen Drogenkonsums tatsächlich ist. Auch andere Indikatoren der EBDD wie die Nachfrage nach Behandlung oder Drogentodesfälle bedürfen zur verlässlichen Einschätzung der Situation noch weiterer Unterstützung. Das therapeutische Angebot in der Türkei für Abhängige illegaler Drogen ist – anders als in Deutschland – bisher ausschließlich an öffentlichen Kliniken angesiedelt. Ein Einbezug der Zivilgesellschaft – vergleichbar mit dem System der Freien Träger – liegt nach jetzigem Stand in weiter Ferne.
Im Arbeitskreis werden Beteiligte an zwei Twinning Projekten von ihren Erfahrungen aus Zypern und der Türkei berichten und eine Einschätzung der dortigen Drogenpolitik und -therapie darstellen. Der Arbeitskreis soll den Teilnehmern aber auch die Möglichkeit bieten, die Arbeit in solchen Projekten zu diskutieren, d.h. es geht um den „Blick über den Tellerrand“, der spannend, aufschlussreich, oft auch anstrengend, aber immer lohnend ist.